Trotz Nachtblindheit – Auto fahren in der Dunkelheit

Bestimmte Krankheiten schwächen die Sehkraft des Auges im Dunkeln. Wie man dennoch den Durchblick behält.

16. Dezember 2024
3 Minuten

Es ist spät geworden und nur noch die Straßenlaternen weisen den Weg. Leuchtende Ampeln, reflektierende Leitpfosten und Scheinwerfer entgegenkommender Autos: Gerade in der Dunkelheit wird es immer schwieriger, den Überblick im Straßenverkehr zu behalten. Mit zunehmendem Alter verändert sich zudem das Sehvermögen mancher Verkehrsteilnehmender. Doch was tun, wenn selbst die Brille nicht mehr ausreicht? Dann ist ärztlicher Rat gefragt, denn es könnte sich um Nachtblindheit handeln.

Mit den Jahren kann sich die Sehkraft reduzieren

Wenn es dunkel wird, müssen unsere Augen viele Lichtquellen verarbeiten. Zusammen mit den Reflexionen auf nasser Fahrbahn blendet das viele Menschen. Vor allem mit zunehmendem Alter kann sich zum Beispiel die Pupille verengen, auch die Linse verliert an Elastizität. Dadurch gelangt zu wenig Licht ins Auge und das Sehen im Dunkeln wird erschwert. Diese Blendempfindlichkeit unterscheidet sich jedoch von der Nachtblindheit, die eine ernsthafte Erkrankung darstellt.

Nachtblind: wenn das Hell-Dunkel-Sehen gestört ist

Das kennen die meisten: Wenn man einen dunklen Raum betritt, sieht man zunächst nichts. Doch bald stellt sich das Auge auf die Finsternis ein. Dafür ist die sogenannte Dunkeladaption verantwortlich. Bei Nachtblindheit ist diese Anpassung allerdings gestört. Die Stäbchenzellen der Netzhaut funktionieren nicht mehr, das Auge kann sich nicht mehr an die Dunkelheit gewöhnen. Nachtblindheit ist eine Erkrankung, die meist zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr auftritt – und sich in einem langsam schleichenden Prozess bemerkbar macht. Ursachen können angeborene Erkrankungen oder Folgen anderer Beschwerden sein. Lässt sich eine Nachtblindheit auf einen Vitamin-A-Mangel, grauen Star oder Kurzsichtigkeit zurückführen, können die Symptome entsprechend therapiert und behandelt werden. Zum Beispiel durch eine entsprechende Vitamin-A-Zufuhr, eine Operation oder durch eine Brille.

Verminderte Sehkraft erkennen

Stellen betroffene Personen eine Beeinträchtigung der Sehkraft fest, sollten sie auf die Einschätzung von Fachleuten setzen. Für eine Diagnose reicht ein Sehtest, der ab dem 40. Lebensjahr regelmäßig durchgeführt werden sollte. Ältere Verkehrsteilnehmende bemerken oft erst spät, dass sich ihr Sehvermögen verschlechtert. Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) empfiehlt daher, das Sehvermögen regelmäßig ärztlich kontrollieren zu lassen. Bei der Vorsorgeuntersuchung, zum Beispiel beim Augenarzt, lässt sich feststellen, ob es sich tatsächlich um Nachtblindheit oder um eine altersbedingte Sehschwäche handelt.

Übrigens: Laut Fahrerlaubnisverordnung gilt der Sehtest im Rahmen der Führerscheinprüfung für Pkw-, Moped- und Motorrad-Fahrende als bestanden, wenn die zentrale Tagessehschärfe (Sehschärfe bei Tageslicht) auf beiden Augen mindestens 0,7 (70 Prozent) beträgt.

Schlecht sehen bei Dunkelheit

Hat die betroffene Person lediglich einen Sehfehler, der sich bei schlechten Lichtverhältnissen zeigt, helfen eine Brille oder Kontaktlinsen weiter. Aber auch diese müssen regelmäßig kontrolliert werden.

Wer jedoch nachtblind ist, kann das Fahrzeug bei Dunkelheit nicht sicher führen. Deshalb wird diese Sehschwäche im Führerschein vermerkt. Auto, Motorrad und Roller müssen dann nachts stehen bleiben. Denn mit schlechter Sicht steigt auch das Unfallrisiko. Wenn die Nachtblindheit nachlässt, kann das Nachtfahrverbot aufgehoben werden. Aber auch für fahrerlaubnisfreie Fahrzeuge wie Fahrräder, Pedelecs oder E-Scooter gibt es Empfehlungen. Im Einzelfall hilft ein Beratungsgespräch in der augenärztlichen Praxis.

Sehen und gesehen werden

Wer spätabends noch zu Fuß unterwegs ist, dem kann eine Taschenlampe beim Abendspaziergang weiterhelfen. Um auch von anderen gesehen zu werden, ist gut sichtbare Kleidung das Mittel der Wahl. Für Autofahrende ist es neben der regelmäßigen Überprüfung der eigenen Sehkraft wichtig, für eine gute Sichtbarkeit des eigenen Fahrzeugs und der Ausleuchtung der Fahrbahn zu sorgen. Neben freier Sicht durch die Fahrzeugscheiben ist mit der Dämmerung die vorschriftsmäßige Beleuchtung entscheidend. Vor einer Fahrt bei Dämmerung oder nachts sollten Autofahrende prüfen, ob das Standlicht, Abblendlicht und die Rückfahrscheinwerfer funktionieren. Auch Fernlicht, Rücklichter, Kennzeichenbeleuchtung und Blinker müssen immer intakt sein.

Um den Durchblick zu behalten sowie sicher und sichtbar unterwegs zu sein, muss alles uneingeschränkt funktionieren – die eigene Sehkraft und die Beleuchtungseinrichtungen des eigenen Fahrzeugs. So kommt man auch bei Dunkelheit sicher ans Ziel.

Bilder: Shutterstock