So gelingt die Rückkehr ans Steuer

Wer nach einer langen Pause wieder Auto fahren möchte, kann verunsichert sein. Wie der Wiedereinstieg gelingt.

20. Februar 2023
3 Minuten

Führerschein: ja, Autofahren: nein. Viele Menschen besitzen zwar eine Fahrerlaubnis, nutzen sie aber nicht. Ob Studium oder Fahrpause durch ein Baby, die Gründe dafür sind vielfältig. Menschen, die lange Zeit nicht selbst am Steuer saßen, können verunsichert sein und müssen Routine beim Autofahren erst wieder aufbauen. Es gibt viele Möglichkeiten, um sich mit den Fahrtechniken und dem Straßenverkehr wieder vertraut zu machen:

Verkehrsübungsplatz zum Wiedereinstieg

Ein Verkehrsübungsplatz ist nicht nur für Beginnende am Steuer, sondern auch für Wiedereinsteigende geeignet. Ob Anfahren, Schalten oder Einparken – der Trainingsplatz ist eine gute und preiswerte Möglichkeit, Routinen im Fahrzeughandling wieder aufzubauen. Hier gelten in der Regel die Straßenverkehrsordnung (StVO) und eine Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h. So können Autofahrende ein Gefühl für ihren Wagen bekommen, ohne den Gefahren des realen Verkehrs ausgesetzt zu sein.

Ein Räumdienst sorgt ganzjährig für sichere Übungsbedingungen. Einzig ein eigenes Auto müssen Interessierte mitbringen. Eine Stunde auf dem Übungsgelände kostet im Durchschnitt 20 Euro.

Auffrischungskurs bei der Fahrschule

Wer sich trotz Training auf dem Verkehrsübungsplatz noch nicht allein in den realen Straßenverkehr wagen möchte, kann bei einer Fahrschule Auffrischungsstunden buchen. Die Inhalte dieser Stunden orientieren sich in der Regel an den individuellen Bedürfnissen der Wiedereinsteigenden. Ängste und Unsicherheiten werden gemeinsam ermittelt und direkt angegangen. Neben Auffrischungsstunden können auch theoretische Einheiten besucht werden. Denn häufig ist das Wissen nach einer längeren Fahrpause in Vergessenheit geraten oder nicht auf dem aktuellen Stand. Aber keine Sorge: Der Theorieteil entspricht nicht dem Umfang einer Führerscheinausbildung. Es geht vielmehr darum, die Grundkenntnisse der Wiedereinsteigenden aufzufrischen. Die Kosten der Auffrischungsstunden variieren, da jede Fahrschule diese selbst festlegt.

Fahrsicherheitstraining für Extremlagen

Eine zusätzliche Möglichkeit, insbesondere für Alle, die mit Ängsten den Wiedereinstieg wagen wollen, sind sogenannte Fahrsicherheitstrainings. Speziell geschulte Trainerinnen und Trainer vermitteln grundlegende Fähigkeiten, um kritische Situationen zu vermeiden und in Extremlagen richtig zu reagieren. Teilnehmende lernen, Fehler im Umgang mit dem Pkw zu vermeiden und Gefährdungen im Straßenverkehr angemessen einzuschätzen. Häufig bestehen die Kurse aus einem theoretischen und einem praktischen Teil. Die theoretische Einheit behandelt die Erkennung von schwierigen Situationen und vermittelt Neuerungen der StVO. Im Praxisteil werden Fahrtechniken für den alltäglichen Straßenverkehr geübt. Einzelne Organisationen bieten Schulungen speziell für Gruppen an, beispielsweise junge Autofahrende oder ältere Menschen. Selbst erfahrene Verkehrsteilnehmende lernen bei einem Fahrsicherheitstraining noch dazu.

Meist dauern die Kurse einen Tag. Die Kosten dafür liegen je nach Organisation bei etwa 100 bis 200 Euro. Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) hat eine Übersicht der Trainingsplätze nach DVR-Richtlinien zusammengestellt. Neben Pkw-Schulungen gibt es hier auch Informationen zu Übungseinheiten für Motorräder, Kleinbusse oder Wohnmobile.

Freiwillige Gesundheitschecks

Während einer mehrjährigen Fahrpause kann es zu körperlichen Veränderungen kommen, die sich negativ auf das Fahren eines Pkw auswirken. Wenn Autofahrende beispielsweise in der Dunkelheit die Umrisse verschwommen wahrnehmen, können Sie Verkehrssituationen nicht vollumfänglich und rechtzeitig erfassen. Zudem können sich mit zunehmendem Alter das Reaktionsvermögen und die motorischen Fertigkeiten verändern und damit zunehmend negativ auf die individuellen Fahrfähigkeiten auswirken. Wer nach einer längeren Auszeit oder wegen nachlassender Fahrsicherheit die eigene Fahrfitness überprüfen möchte, kann einen freiwilligen Gesundheitscheck durchführen lassen. In Deutschland gibt es dazu keine verpflichtende Regelung. Allerdings können alle Verkehrsteilnehmenden ihre Fahrfitness freiwillig überprüfen, zum Beispiel durch Seh- und Hörtests. So lassen sich Defizite direkt aufspüren. Ältere Autofahrende können neben regelmäßigen Gesundheitschecks an einer sogenannten „Rückmeldefahrt" teilnehmen. Dies ist ein freiwilliges Angebot, um das eigene Verhalten und die Fahrkompetenzen in realen Verkehrssituationen zu reflektieren. Dabei wird von Experten die Fahrsicherheit beurteilt und Empfehlungen gegeben, um die sichere Teilnahme am Straßenverkehr zu fördern.

Therapien bei Fahrangst

Dunkle Tunnel, hohe Brücken, enge Baustellen oder glatte Straßen – in solchen Situationen wird manchen Autofahrenden mulmig. Wenn sich daraus eine echte Fahrangst, auch bekannt als Amaxophobie, entwickelt, trauen sich viele Betroffene nicht mehr ans Steuer. Auslöser sind häufig eine fehlende Praxis oder negative Erfahrungen. Viele Fahrschulen bieten daher spezielle Auffrischungskurse an. Für Betroffene gibt es Selbsthilfegruppen oder Konfrontationstrainings mit speziell geschulten Fahrlehrenden oder psychologischen Fachkräften.

Bei besonders großer Unsicherheit gibt es die Möglichkeit, den Wiedereinstieg in den Straßenverkehr mit einem Fahrsimulator zu beginnen. Die Angebote variieren stark und können mehrere 100 bis 1.000 Euro kosten. Begleitet von erfahrenen Experten bietet die Methode die Möglichkeit, sich schrittweise mit persönlichen Ängsten zu konfrontieren. So können Betroffene in kontrollierter Umgebung ihre Gelassenheit am Steuer zurückgewinnen.

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