Richtiges Verhalten bei Nässe

Bei nasser Straße gilt höchste Konzentration – und angepasste Geschwindigkeit. Worauf kommt es bei Nässe an?

01. November 2024
3 Minuten

Auf einer nassen Straße zu fahren, erfordert volle Aufmerksamkeit. Es kann rutschig sein, der Bremsweg verlängert sich und durch Regen, Pfützen und Spritzwasser sind Hindernisse, Schlaglöcher und andere Verkehrsteilnehmende schlechter erkennbar. „Runter vom Gas“ gibt Tipps für sicheres Fahren bei Nässe.

Warum Wasser auf der Straße gefährlich ist

Im Jahr 2023 kam es 5.507 Mal zu Unfällen, weil die Straßen aufgrund von Regen nass und rutschig waren. Auf einer nassen Fahrbahn finden Reifen weniger Halt, dadurch verlängert sich der Bremsweg. An Stellen auf der Straße, an denen sich besonders viel Wasser sammelt, kann es sogar zu Aquaplaning kommen. Dabei verlieren die Reifen vollständig den Kontakt zur Fahrbahn. Diese Gefahrenstellen sind oft mit dem Hinweis „Schleuder- oder Rutschgefahr“ gekennzeichnet. Es gibt auch ein Schild, das ausdrücklich auf ein Tempolimit bei Nässe hinweist: das Zusatzschild „bei Nässe“ unter einer Geschwindigkeitsbegrenzung.

Was ist Aquaplaning?

Aquaplaning entsteht, wenn sich zwischen den Reifen eines Fahrzeugs und der Fahrbahn ein Wasserfilm bildet. Dieser kann dazu führen, dass die Reifen den direkten Kontakt zur Fahrbahn verlieren. Somit können weder Brems- noch Lenkkräfte übertragen werden. Das Fahrzeug kann dann nicht mehr richtig gesteuert werden. Am besten können Autofahrende Aquaplaning vermeiden, indem sie die Geschwindigkeit reduzieren.

Wenn es während der Fahrt zu Aquaplaning kommt, heißt es: Ruhe bewahren. Nicht bremsen, nicht lenken oder das Lenkrad hektisch herumreißen. Da keine Haftung zwischen Reifen und Fahrbahn besteht, ist die Gefahr groß, dass das Lenkrad zu stark eingeschlagen wird – was fatal enden kann, sobald die Reifen wieder Bodenkontakt erhalten. Am besten erhält man die Kontrolle über das Fahrzeug, indem man es ausgekuppelt ausrollen lässt und das Lenkrad dabei so lange gerade hält, bis die Reifen wieder den Boden berühren.

Tempolimit bei Nässe: Wann gilt eine Straße als nass?

Ein Tempolimit mit dem Zusatzschild „bei Nässe“ zeigt an, welche Geschwindigkeitsbegrenzung auf einer nassen Fahrbahn einzuhalten ist. Doch wie ist Nässe eigentlich definiert? Laut Bundesgerichtshof ist eine Fahrbahn dann nass, wenn „sich auf ihrer Oberfläche erkennbar eine, sei es auch nur dünne, Wasserschicht gebildet hat. Die Fahrbahn muss insgesamt mit einem Wasserfilm überzogen sein.“ Ein Indikator ist beispielsweise Spritzwasser vorausfahrender Fahrzeuge. Ist die Fahrbahn durch einzelne Pfützen oder Nieselregen lediglich dunkel verfärbt, gilt sie nicht als nass, sondern als feucht – und die Geschwindigkeitsbegrenzung muss nicht eingehalten werden. Trotzdem gilt auch hier: mit angepasster Geschwindigkeit fahren!

Das „bei Nässe“-Schild und der Bußgeldkatalog

Wer sich nicht an die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit hält, die das Verkehrszeichen vorschreibt, muss sich auf ein Bußgeld zwischen 20 und 800 Euro einstellen. Wer mehr als 21 km/h zu schnell fährt, muss mit bis zu zwei Punkten in Flensburg und drei Monaten Fahrverbot rechnen.

Anpassen, aufpassen, Abstand halten

Auch wenn kein Schild ausdrücklich ein Tempolimit vorschreibt, sollte die Geschwindigkeit bei Nässe angepasst werden. Die Gefahr, ins Schleudern zu geraten oder nicht rechtzeitig zum Stehen zu kommen, besteht immer und kann durch angepasste Geschwindigkeit minimiert werden.

Bei Nässe ist außerdem ein größerer Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug erforderlich. So bleibt mehr Platz und damit mehr Zeit zum Bremsen oder Ausweichen. Wie lang der Anhalteweg ist, hängt neben der Aufmerksamkeit, die wir dem Verkehrsgeschehen schenken auch vom Zustand des eigenen Fahrzeugs ab. Reifen müssen genug Profil haben, alle Leuchten intakt sein und die Scheibenwischer funktionieren – für ausreichend Grip, Sichtbarkeit und klare Sicht.

In jedem Fall sind im Straßenverkehr erhöhte Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme geboten, wenn die Wetterverhältnisse dies erfordern. Die Bodenhaftung und die Reaktionsfähigkeit der anderen Verkehrsteilnehmenden können sehr unterschiedlich sein, Verhaltensweisen spontan und schwer vorauszusehen. Deshalb ist es wichtig, alle anderen Verkehrsteilnehmenden, insbesondere motorisierte Zweiräder, Fahrradfahrende und Menschen, die zu Fuß unterwegs sind, immer im Auge zu behalten und bremsbereit zu sein.

Bilder: DVR, Shutterstock