Im Jahr 2022 gab es auf deutschen Straßen rund 290 000 Unfälle mit Personenschaden. Dabei waren rund 3600 dieser Unfälle auf technische Mängel zurückzuführen. Ein Überblick über die vier häufigsten Defekte und ein regelmäßiger Check-up können helfen, diese Unfallursachen in Zukunft zu reduzieren.
Mängel an der Bereifung
Eine mangelhafte Bereifung ist die häufigste technische Ursache für Unfälle auf deutschen Straßen. Zu wenig oder zu viel Luft im Reifen kann Bremsweg, Fahrkomfort, Fahrsicherheit oder Spritverbrauch beeinflussen. Daher sollten Fahrende den Reifendruck alle zwei bis vier Wochen überprüfen – auch, wenn die Fahrzeuge mit einer automatischen Kontrolle ausgestattet sind. Pkw, die ab dem 1. November 2014 gebaut wurden, verfügen zwar über das sogenannte Reifendruckkontrollsystem, dieses kann jedoch eine regelmäßige manuelle Überprüfung noch nicht ersetzen.
Die meisten Autofahrenden lassen einmal jährlich die Sommer- und Winterreifen in einer Fachwerkstatt wechseln. Wer den Reifenwechsel jedoch selbst durchführt, sollte auf die Abnutzung des Materials achten. Das Reifenpaar, das besser in Schuss ist, muss auf der Hinterachse montiert werden. Hier sorgt es für ein besseres Fahr-, Lenk- und Bremsverhalten. Beim Reifenwechsel sollte außerdem auf Beschädigungen und die Profiltiefe geachtet werden. Für Sommerreifen wird eine Profiltiefe von 3 mm und für Winterreifen von 4 mm empfohlen.
Um vorschnellem Verschleiß vorzubeugen, sollten Reifen richtig gelagert werden. Ein trockener, belüfteter und ideal temperierter Lagerraum ist wichtig. Schließlich schaden Witterungseinflüsse und Sonneneinstrahlung dem Material. Ein Reifenregal bietet den optimalen Lagerplatz und verhindert, dass sich die Räder durch schlechte Aufbewahrung verformen.
Um weiterhin sicher unterwegs zu sein, sollten die Reifen nach fünf bis spätestens zehn Jahren entweder erneuert oder von Fachkräften untersucht werden. Wer seine Reifen möglichst lange am Leben erhalten will, fährt vorsichtig und meidet Schlaglöcher und Bordsteine, so gut es geht.
Um größere Reparaturen am Reifen wie Auswuchten, Spureinstellungen und Schäden an den Ventilen muss sich in jedem Fall eine Werkstatt kümmern.
Probleme mit den Bremsen
Funktionierende Bremsen sind das A und O für ein sicheres Vorankommen Straßenverkehr. Wenn sie streiken, steigt das Unfallrisiko. Pflichtbewusste Werkstattangestellte überprüfen die Bremsen zwar bei jedem Besuch, die Fahrenden sollten aber mit den ersten Anzeichen einer defekten Bremsanlage vertraut sein.
Der wichtigste Hinweis auf eine funktionierende Bremse ist das Pedal. Hier können Fahrende selbst überprüfen, ob die Anlage noch intakt ist. Wenn sich das Pedal schwammig anfühlt oder es sich weiter als gewöhnlich ohne Widerstand durchdrücken lässt, ist das Bremssystem entweder mit Luft bzw. Wasser gefüllt oder Bremsflüssigkeit tritt aus. Luft oder Wasser im Bremssystem beeinflussen die Bremswirkung, sodass unverzüglich eine Fachwerkstatt aufgesucht werden muss. Sollte das Pedal sogar ohne Widerstand den Fahrzeugboden erreichen, muss das Fahrzeug unverzüglich abgeschleppt werden, es ist keinesfalls mehr verkehrstauglich. Die Ursachen hierfür können vielfältig sein.
Ist beim Bremsen ein dumpfes Schleifgeräusch zu hören? Dann haben die Bremsbeläge wahrscheinlich ihre besten Zeiten hinter sich und sind zu abgenutzt. Dadurch verlängert sich der Bremsweg, und das wird schnell gefährlich. Ein Werkstattbesuch samt Wechsel der Beläge ist damit unausweichlich.
Auch die Bremsflüssigkeit sollte regelmäßig gecheckt werden. Das Fluid befindet sich in einem grauen Behältnis im Motorraum. Wo genau, steht in der Bedienungsanleitung des Fahrzeugs, meist ist es auf der Fahrerseite angebracht. Die Bremsflüssigkeit sollte keine Blasen oder dunkle Verfärbungen enthalten.
Übrigens: Wer Korrosion an den Bremsscheiben entdeckt, muss nicht gleich in Panik geraten. Rost ist völlig normal und wird bei regelmäßigen Ausfahrten einfach „weggebremst“. Es besteht kein erhöhtes Sicherheitsrisiko.
Defektes Lenkgetriebe
Wenn sich das Fahrzeug nicht mehr richtig steuern lässt, wird es schnell gefährlich. Meistens liegt der Schaden im Lenkgetriebe. Die Anzeichen dafür lassen sich meistens leicht beim Fahren feststellen. Wenn das Lenkrad plötzlich mehr Spiel als gewöhnlich hat, das Steuern schwerfällt, das Fahrzeug unruhig auf gerader Strecke fährt oder nur einseitiges Lenken problemlos möglich ist, ist mit großer Wahrscheinlichkeit das Lenkgetriebe oder die Servolenkung kaputt. Dann sollten Fahrende eine Werkstatt aufsuchen. Wenn sich das Fahrzeug kaum noch oder gar nicht mehr steuern lässt, muss es abgeschleppt werden, eine sichere Weiterfahrt ist nicht mehr möglich. Ein weiteres Indiz dafür findet sich außerhalb des Fahrzeugs: Ölflecken auf dem Parkplatz können ein Hinweis auf eine defekte Servolenkung sein.
Mögliche Ursachen für ein defektes Lenkgetriebe können kaputte Dichtungsringe der Servolenkung, Verschleiß oder ein seitlicher Aufprall auf die Vorderreifen sein. Wenn das Fahrzeug viel in Bewegung ist, fällt eine defekte Lenkung schnell auf. Bei Fahrzeugen, die länger standen, sollte man bei der ersten Fahrt auf ein fehlerfreies Lenkverhalten achten.
Kaputte Beleuchtung
Immer wieder fallen Fahrzeuge mit defekter Beleuchtung im Straßenverkehr auf. Dafür wird nicht nur ein Bußgeld in Höhe von mindestens 20 Euro fällig, auch Fahrende und andere Verkehrsteilnehmende im Dunkeln oder im Tunnel werden gefährdet. Das Problem: Oft fällt ein kaputtes Licht vom Inneren des Fahrzeugs nicht sofort auf. Um sicherzugehen, sollten Fahrende einen Beleuchtungstest durchführen
Wer alleine feststellen möchte, ob alle Lichter am Fahrzeug noch einwandfrei funktionieren, stellt sein Fahrzeug vor eine weiße Wand oder ein helles Garagentor und schaltet nach und nach die verschiedenen Beleuchtungen an und aus. Alle müssen einen gleichmäßigen, hellen Lichtschein an der Wand erzeugen, sowohl auf der rechten als auch auf der linken Seite des Fahrzeugs. Nicht nur das Abblendlicht sollte getestet werden, sondern alle Beleuchtungsarten. Dazu gehören Stand-, Abblend- und Fernlicht, Warnblinker, Bremsleuchten, Blinker, Rückfahrscheinwerfer und Nebelschlussleuchte. Wer mit der ersten Testrunde durch ist, wiederholt den Vorgang für die Rücklichter.
Vor allem vor den dunklen Herbst- und Wintermonaten sollte die Beleuchtung einmal kontrolliert werden, um sicherzugehen, dass alles einwandfrei funktioniert.
Viele Fahrzeuge sind inzwischen mit „Lichtautomatik“ ausgestattet. Dennoch sollten sich die Fahrenden nicht ausschließlich auf die Automatik verlassen und selbst prüfen, dass das Abblendlicht aktiviert wurde. Bei bestimmten Witterungsbedingungen, wie z.B. leichtem Regen oder Nebel mit dünner Wolkendecke, schaltet die Lichtautomatik bei manchen Fahrzeugmodellen das Abblendlicht sowie die rückwärtigen Begrenzungsleuchten nicht ein, was zu potenziell gefährlichen Situationen führen kann.
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