Ist Cabriofahren gefährlich?

Der Sommer lädt zur Spritztour im Cabriolet ein. „Runter vom Gas“ erklärt, wie man sicher oben ohne unterwegs ist.

13. August 2021
4 Minuten

Sommerzeit ist Cabriozeit: Beim Fahren ohne Verdeck kommen Cabriolet Fahrende in besonderen Fahrgenuss. „Runter vom Gas“ erklärt, wie man sicher im Straßenverkehr unterwegs ist und was beim Kauf eines gebrauchten Cabriolets zu beachten ist.

Weniger Unfälle

Statistisch gesehen gibt es deutlich weniger Unfälle mit Cabriolets als mit anderen Fahrzeugen. Fachleute vermuten dafür zwei Hauptgründe: der niedrigere Schwerpunkt des Fahrzeugs, der das Kipp- bzw. Überschlagsrisiko beim Befahren von Kurven reduziert, der vermehrt saisonale Gebrauch des Fahrzeugs im Frühjahr und Sommer.

Auswertungen der GIDAS (German In-Depth Accident Study) aus dem Jahr 2019 belegen, dass Cabriolets im Vergleich zu anderen Pkw-Modellen sogar unterdurchschnittlich häufig an Unfällen beteiligt sind. Im Auftrag der Bundesanstalt für Straßenwesen erhebt und analysiert GIDAS Daten über das Unfallaufkommen in Deutschland. Die Forschungsergebnisse ähneln denen einer amerikanischen Studie des Versicherungs-Forschungsinstituts IIHS von 2018. Dieses stellte ebenso fest, dass Cabrioletfahren an sich nicht unsicherer ist als das Fahren anderer Fahrzeuge, was durch das fehlende Dach oft fälschlicherweise vermutet wird.

Gefährliche Überschläge?

Laut ADAC-Crash-Test ergibt sich durch das fehlende Dach und die fehlende stützende Struktur allerdings ein erhöhtes Verletzungsrisiko im Fall eines Überschlags. Kopfverletzungen können dann schwerer ausfallen als bei anderen, geschlossenen Fahrzeugen.  

Wegen der fehlenden B-Säule, die normalerweise Fahrzeugboden und Fahrzeugdach verbindet, werden Cabriolets mit automatischen Überschlagschutzsystemen ausgestattet, zum Beispiel durch Überrollbügel, die bei Unfällen automatisch ausklappen. Die Karosserie der Autos wird zusätzlich durch verschiedene Stahlarten verstärkt, um die fehlende Dachkonstruktion zu kompensieren. Dazu gehört auch eine möglichst stabile Windschutzscheibe und verstärkte Seiten- und Kopfairbags.

Zusätzlich können auf den vorderen Sitzplätzen Gurtstraffer verbaut werden, um Kopfkontakt bei Überschlagunfällen zu vermeiden. Generell empfiehlt es sich, die Sitze im Cabriolet möglichst tief einzustellen, um besser geschützt zu sein.

Freie Fahrt

Viele Cabriolet Fahrende nutzen die Sommersaison, um Vergnügungsfahrten zu unternehmen. Bei gutem Wetter sind Überlandfahrten besonders beliebt. Beim Anblick schöner Landschaften gerät man leicht ins Schwärmen: Fahrende können durch die Umgebung und andere Umwelteinflüsse abgelenkt sein. Um Unfälle zu vermeiden, müssen die Verkehrsregeln beachtet werden und die Aufmerksamkeit auf den Straßenverkehr und andere Verkehrsteilnehmende gerichtet sein. Das erhöht die Sicherheit und ist gleichzeitig entspannter.

Auf weitläufigen Landstraßen sowie entlang kurviger Strecken sollten Cabriolet Fahrende überhöhte Geschwindigkeit vermeiden. Aber auch wer sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung hält, kann zu schnell unterwegs sein, wenn beispielsweise andere Verkehrsteilnehmende auf einer verengten Fahrbahn entgegenkommen oder die Straße Schäden aufweist. Cabriolet Fahrende sollten daher ebenso wie alle Verkehrsteilnehmenden ihre Fahrweise dem Streckenverlauf und der Verkehrssituation anpassen, um nicht in Gefahr zu geraten.

Sowohl innerorts als auch außerorts sollten Cabriolet Fahrende sich einer defensiven Fahrweise bedienen, damit sie sicher unterwegs sind. Neben angepasster Geschwindigkeit gehört dazu, auf andere Verkehrsteilnehmende wie zu Fuß Gehende, Fahrrad oder E-Scooter Fahrende Rücksicht zu nehmen und gegebenenfalls Anderen den Vorrang zu gewähren. 

Gebraucht gekauft

Egal, ob vor der ersten Spritztour nach einem langen Winter oder beim Kauf eines gebrauchten Fahrzeugs: Das Cabriolet sollte nicht nur gut aussehen, sondern auch auf Schwachstellen und Mängel hin geprüft werden.

Checkliste für den Kauf eines gebrauchten Cabriolets

  • Prüfung des Dachs

Die Kontrolle des Dachs auf Mängel und Gebrauchsspuren, die durch häufiges Auf- und Zuklappen sowie Witterung oder unzureichende Pflege entstehen können, ist sehr wichtig. Das Dach kann starke Gebrauchsspuren entwickeln: Es bekommt Risse und wird undicht. Sowohl manuell zu bedienende als auch automatisch einklappbare Verdecke sollten deshalb besonders an Nähten und Dichtungen regelmäßig überprüft und speziell gepflegt werden. Die Dächer alter Fahrzeuge und Fahrzeuge, die über den Winter nicht genutzt wurden, sollten ebenfalls sorgfältig überprüft werden.

  • Prüfung der Dichtung 

Beim Aus- und Einklappen des Dachs lässt sich leicht feststellen, ob das Dach fachgerecht öffnet und schließt. Ist das nicht der Fall, kann die Dichtung zwischen Fenstern, Heckscheibe und Dach Schaden nehmen: Feuchtigkeit und Nässe dringen in das Fahrzeug ein und können Schimmel verursachen. Dafür können Stockflecken und Verfärbungen im Innenraum oder schlechter Geruch im geschlossenen Fahrzeug ein Hinweis sein. Bei Kunststofffenstern sind Risse oder blinde Flecken in der Scheibe ein Indiz für mögliche undichte Stellen. Damit die Gummiprofile dauerhaft gut dichten und nicht spröde werden, sollten diese regelmäßig mit speziellen Produkten gepflegt werden. 

  • Prüfung des Unterbodens

Da ein Cabrio kein festes Dach, keine B-Säule und auch keine C-Säule hat, trägt der Unterboden die Hauptlast des Fahrzeugs. Die Stabilität des Cabriolets hängt daher maßgeblich davon ab, ob dieser intakt ist. Schweiß- und Verbindungsstellen der Karosserie sollten gründlich auf Rost überprüft werden. Rostschäden beeinflussen die Statik des Fahrzeugs bei einem Unfall: Es wird instabil. Auch relativ kleine Steinschlagschäden am Lack und an der Windschutzscheibe können Wasser eindringen lassen, was zu Rost an der Karosserie führt. Sie sollten daher umgehend ausgebessert werden.

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