Elektrisiert durch den Winter

Batterie-Winterschlaf? So bleibt der Akku von E-Fahrzeugen auch in der kalten Jahreszeit leistungsfähig.

24. Februar 2023
3 Minuten

In den kalten Wintermonaten verbrauchen Elektroautos und E-Fahrräder deutlich mehr Energie als im Frühling oder Sommer. Das strapaziert die Akkus und verringert die Reichweite der Fahrzeuge. „Runter vom Gas“ erklärt, warum der Verbrauch ansteigt und was Fahrende dagegen tun können.

Warum Akkus im Winter schwächeln

Akkus funktionieren am besten, wenn ihre Temperatur zwischen 20 und 40 Grad beträgt. Das liegt an ihrer chemischen Zusammensetzung. Wenn Akkus zu kalt werden, büßen sie dramatisch an Leistungsfähigkeit ein und damit das Elektroauto an Reichweite.

In den Wintermonaten müssen Elektroautos ihren Stromspeicher am Fahrzeugboden daher auf die geeignete Betriebstemperatur bringen und diese über den Zeitraum der Fahrt halten. Das verbraucht Energie – und dieser Mehrverbrauch ist durchaus spürbar. Hinzu kommt, dass auch Scheiben, Sitze und Lenkrad mit elektrischer Energie beheizt werden, was die Reichweite zusätzlich verringert. Je nach Modell sinkt die Reichweite von E-Autos in den Wintermonaten um bis zu 30 % – bei kurzen Strecken sogar bis zu 50 %. Dennoch brauchen Fahrende im Winter auch bei längeren Staus keine Angst vor Unterkühlung zu haben, da E-Fahrzeuge im Stand relativ wenig Energie verbrauchen und die Heizung in der Regel problemlos einige Stunden betrieben werden kann.

Aber nicht nur der Verbrauch steigt, auch die Ladezeiten verlängern sich bei niedrigeren Temperaturen und einige Schnellladesysteme sind gar nicht einsatzfähig.

Entscheidend für den Strombedarf ist vor allem die sogenannte Heizstrategie der Energiespeicher: Die Autohersteller bestimmen selbst, mit welcher Technik sie die Temperatur ihrer Akkus stabil halten. Dabei sind manche Herangehensweisen energiesparender als andere. Autofahrende finden im Bedienhandbuch ihres Fahrzeugs Tipps und Einstellhinweise, wie sie im Winter am besten mit ihrem Fahrzeugmodell umgehen.

Auch die Akkus von E-Bikes und Pedelecs liefern in der kalten Jahreszeit weniger Leistung. Allerdings verfügen sie über keine Heizstrategie und müssen daher anderweitig vor Kälte geschützt werden. Auch wenn sich die Akkus beider Fahrzeuge ähneln, gilt es also, unterschiedliche Tipps zu beachten.

Was Autofahrende tun können:

Das Auto vorheizen

Wer das E-Auto zu Hause lädt, sollte den Innenraum vorheizen, wenn dieses noch ans Stromnetz angeschlossen ist. Dann zieht das Fahrzeug die benötigte Energie direkt aus der Wallbox oder der öffentlichen Ladestation und nicht aus dem Akku. Bei manchen Fahrzeugen lässt sich das Vorheizen sogar per App steuern. Wer beispielsweise unter der Woche jeden Tag um dieselbe Uhrzeit zur Arbeit unterwegs ist, kann einstellen, dass das Fahrzeug den Innenraum rechtzeitig vorwärmt. In der Regel genügen dafür 15 Minuten. Auch wenn es Energie verbraucht, kann die Heizung bei geladenem Akku auch während der Fahrt uneingeschränkt genutzt werden. Frieren bei niedrigen Temperaturen ist nicht notwendig.

Zur Vorbereitung für eine sichere Fahrt im Winter gehört natürlich auch, dass Autofahrende die Scheiben vollständig von Eis und Schnee befreien. Außerdem: Beleuchtung an!

Wo das Auto steht, ist entscheidend

Garagen oder Parkhäuser sind im Winter die besten Freunde von E-Auto-Besitzerinnen und -Besitzern. So schützen sie das Fahrzeug am besten vor Schnee und Eis Aber auch wenn das Elektrofahrzeuge draußen steht, müssen sich Autofahrende im Normalfall keine Sorgen machen. Die kälteanfälligen Batterien sind mit einer Isolierung versehen, die verhindert, dass diese im Winter unterkühlt.

Nicht nur E-Autos sind von Kälte betroffen

Wer denkt, dass lediglich E-Autos bei kalten Temperaturen schwächeln, liegt falsch. Auch Verbrennungsmotoren haben bei niedrigen Temperaturen einen deutlich höheren Energieverbrauch. Dieselfahrzeuge verbrauchen bis zu 24 Prozent mehr Kraftstoff. Bei Benzinern liegt der Mehrverbrauch bei ungefähr 15 Prozent.

Kurze Strecken vermeiden

Wer nur wenige Kilometer fährt, um das Auto dann wieder stehen zu lassen, wird sich wundern. Denn der Akkustand sinkt deutlich schneller als gewohnt. Der Akku sowie das Fahrzeuginnere kühlen bei den Pausen immer wieder rapide ab und müssen deswegen vom Auto erneut aufgewärmt werden.

Türen und Fenster schließen

Viele Autofahrende versuchen im Winter der Feuchtigkeit, die durch Schnee und Eis an den Schuhen ins Fahrzeuginnere geraten ist, durch Fahren mit offenem Fenster oder einem Auslüften vor der Fahrt entgegenzuwirken. Aber Achtung: So kommt der Innenraum nur sehr langsam auf die gewünschte Temperatur und das Auto muss die Heizung länger aus den eigenen Stromreserven speisen.

So halten E-Bikes und Pedelecs länger durch

Akkus drinnen lagern

Die Fahrrad-Akkus sind im Grunde kleinere Versionen der Automodelle. Auch sie büßen im Winter an Reichweite ein. Der wichtige Unterschied: Die Akkus können in aller Regel einfach abgenommen und gesondert gelagert werden. Sobald sich die Außentemperatur im einstelligen Bereich befindet, lagern Fahrradfahrende ihre Akkus besser in beheizten Abstellräumen bei 10 bis 15 Grad. Dabei sollten sie auf eine geringe Luftfeuchtigkeit und den Schutz vor Staub sowie entflammbaren Materialien achten. Kurz vor der Fahrt können sie die Akkus einsetzen und am Ziel wieder abnehmen.

Hüllen halten den Akku warm

Spezielle Akkuhüllen schützen nicht nur gegen Feuchtigkeit, sondern halten den Speicher bei kalten Temperaturen warm. Dadurch verbessert sich die Leistungsfähigkeit, und der zusätzliche Antrieb reicht noch einige Kilometer weiter.

Die Akkuanzeige im Blick behalten

Wie bei Autos nimmt die Reichweite der E-Bikes im Winter spürbar ab. Fahrradfahrerinnen und -fahrer müssen deswegen unbedingt die Akkuanzeige im Blick behalten, um nicht auf halber Strecke festzusitzen. Viele E-Bikes sind nämlich so schwer, dass sie ohne den elektrischen Antrieb kaum zu bewegen sind.

Fazit: Viele kleine Tricks machen den Unterschied

Die optimale Lösung, um Akkus im Winter wie im Sommer mit der gleichen Reichweite zu betreiben, gibt es nicht. Auto- und Fahrradfahrende können allerdings mithilfe von vielen kleinen Kniffen wie dem richtigen Stellplatz, Akkuhüllen für motorisierte Fahrräder oder dem richtigen Aufheizen des Autos einen deutlichen Unterschied in der Reichweite ihres Gefährts erkennen.

Bilder: Shutterstock