Wie bringe ich mein Fahrrad sicher in den Urlaub?
Fast jeder Deutsche hat eines: Rund 73 Millionen Fahrräder gibt es hierzulande. Und viele von ihnen werden ab und an mit dem Auto transportiert. Sei es in den Urlaub oder zum Ausgangspunkt der nächsten Fahrradtour. Aber wie transportiert man eigentlich das Fahrrad sicher mit dem Auto?
Reisende haben für den Fahrradtransport grundsätzlich drei Möglichkeiten: auf dem Dach, am Heck oder im Kofferraum. Der Transport im Kofferraum empfiehlt sich eigentlich aber nur für Tagesausflügler, die keinen Platz für Gepäck brauchen. Da Fahrräder komplett montiert nur in die wenigsten Kofferräume passen, bauen Autofahrer am besten Teile des Fahrrads ab. Zum Beispiel das Vorderrad, den Sattel oder den Lenker. Sollte sich die Hecklappe auch dann nicht schließen lassen, ist die Fahrt mit geöffnetem Kofferraum nur dann gestattet, wenn die überstehende Ladung weder Kennzeichen noch Blinker, Rück- und Bremslichter verdeckt. Selbstverständlich muss das Fahrrad dann so gesichert sein, dass es bei der Fahrt oder plötzlichen Ausweichbewegungen nicht aus dem Fahrzeug rutscht und auf die Straße fällt (siehe hierzu auch § 22 Abs. 1 StVO).
Bei geöffneter Heckklappe darf die Ladung grundsätzlich maximal anderthalb Meter aus dem Heck des Fahrzeugs hinausragen. Das gilt beim Fahrradtransport natürlich auch für den Drahtesel. Wichtig ist dabei die Kennzeichnung der überstehenden Ladung: Ragt diese mehr als einen Meter über die Rückstrahler des Fahrzeugs nach hinten hinaus, müssen Autofahrer entweder eine 30 mal 30 Zentimeter große hellrote Fahne, ein gleich großes hellrotes Schild oder einen roten zylindrischen Körper mit einem Durchmesser von mindestens 35 Zentimetern anbringen (siehe hierzu auch § 22 Abs. 4 StVO). Bei kürzeren Strecken lässt sich ein Fahrrad also auch bei geöffneter Heckklappe transportieren. Sind die Strecken länger und das Wetter schlechter, bieten sich für den Transport Dach- und Heckträgersysteme für Fahrräder an. Diese Systeme funktionieren ganz ähnlich: Sie besitzen eine Schiene, in der die Reifen des Rades platziert werden, und Sicherungssysteme, durch die die Fahrräder fest mit dem Träger verbunden sind.
Der Transport von Rädern auf dem Dach ist beliebt, nicht zuletzt da Dachträger relativ günstig zu haben sind. Für ca. 50 Euro finden sich bereits brauchbare Angebote am Markt. In puncto Verkehrssicherheit verfügt der Transport auf dem Autodach über einen klaren Vorteil, denn das Fahrrad versperrt nicht die Sicht aus dem Fahrzeug heraus. Verfügt das Fahrzeug über eine Dachreling wird der Dachträger einfach dort befestigt. Einige Autos haben versenkbare Befestigungspunkte am Dach, an denen der Träger eingeklickt wird. Alternativen sind Dachträgersysteme, die in den Türrahmen geklemmt und dort fixiert werden.
Beim Transport von Fahrrädern auf dem Dach ist allerdings auch Vorsicht geboten. Denn das zusätzliche Gewicht verlagert den Schwerpunkt nach oben. Darunter leidet das Fahrverhalten in Kurven. Bei höheren Geschwindigkeiten kann der erhöhte Schwerpunkt sogar zu einer ernsthaften Kippgefahr führen. Zudem sollten auf längeren Fahrten regelmäßig die Befestigungen überprüft werden. Den durch den Fahrtwind und die Bewegung sind die Halterungen besonderen Strapazen ausgesetzt.
Das gilt auch beim Transport von deutlich schwereren Pedelecs oder E-Bikes. Manche Modelle wiegen bis zu 30 Kilogramm. Dieses Gewicht ist nicht zuletzt beim Beladen eine besondere Herausforderung für die Befestigungen, sondern auch beim Fahren.
Durch den Transport von Fahrrädern auf dem Fahrzeugdach erhöht sich der Luftwiderstand. Das kann einen bis zu 40 Prozent erhöhten Kraftstoffverbrauch zur Folge haben.
Wem der Transport auf dem Dach zu mühsam ist, kann seine Fahrräder mit einem sogenannten Heckklappenfahrradträger am Auto befestigen. Die Systeme werden in der Regel in die Fugen zwischen Karosserie und Kofferraumklappe eingehakt und mit Spanngurten fixiert. Dabei ist zu beachten, dass Heckklappenträger grundsätzlich weder das Kennzeichen noch die rückwärtigen Leuchten verdecken dürfen. Gegenüber Dachträgern haben sie den Vorteil, dass das Fahrverhalten nur marginal beeinträchtigt wird und durch den geringeren Luftwiderstand auch der Kraftstoffverbrauch nicht übermäßig steigt. Handfester und sicherheitsrelevanter Nachteil ist die versperrte Sicht nach hinten. Ein weiterer Minuspunkt ist, dass bei der Montage und durch die ständige Reibung zwischen Befestigungspunkten und Karosserie Lackschäden drohen. Im schlimmsten Fall können sich sogar die Befestigungsgurte lösen. Zudem steigt der Verschleiß von Scharnieren und Gasfedern (Dämpfern), die nicht auf das zusätzliche Gewicht der Fahrräder ausgelegt sind.
Eine verhältnismäßig teure, aber auch sichere Methode ist der Transport mit einem sogenannten Kupplungsträger. Voraussetzung ist eine Anhängerkupplung, auf der das System befestigt wird. Auch hier wird das Fahrverhalten in Kurven nur wenig beeinflusst und der Verbrauch steigt nur moderat an. Beim Transport ist die Stützlast des Fahrzeugs zu beachten. Allerdings ist diese meist relativ hoch bemessen, so dass auch der Transport von schweren Pedelecs und E-Bikes möglich ist. Wichtige Voraussetzung ist, dass der Kupplungsträger über ein zusätzliches retroreflektierendes Nummernschild und eine regelkonforme Beleuchtung mit E-Prüfzeichen verfügt.
Beim Transport am Fahrzeugheck dürfen die Fahrräder nicht mehr als 40 cm seitlich über die Schlussleuchte ragen. Andernfalls sind sie nach vorne mit einem weißen, nach hinten mit einem roten Licht zu kennzeichnen. Insgesamt ist bei dieser Variante auch zu beachten, dass Fahrzeug und Ladung eine maximale Breite von 2,55 Meter nicht überschreiten (siehe hierzu § 22 Abs. 2 und 5).
Damit auf der eigenen Urlaubsfahrt mit dem Fahrrad auch andere Verkehrsteilnehmer nicht gefährdet werden, muss man vor Fahrtantritt das abnehmbare Zubehör entfernen. Dazu gehören zum Beispiel Taschen und Fahrradkörbe, aber auch Luftpumpen, Kindersitze oder Sportzubehör wie Tachometer. Alles was nicht zur Konstruktion des Fahrrads gehört, kann sich durch den Fahrtwind lösen und zu gefährlichen Geschossen auf der Straße werden.
Das Angebot an Fahrradträgern ist groß. Die nötige Orientierung beim Kauf bieten Testergebnisse seriöser Prüforganisationen. Produkte, die über das sogenannte „GS-Zeichen“ verfügen, entsprechen in der Regel einem guten Qualitätsstandard. Wer bei der Erstbeschaffung nicht genau weiß, welche Transportvariante am besten zum eigenen Fahrzeug und zur geplanten Fahrt oder Reise passt, sollte eine Beratung im Fachgeschäft in Anspruch nehmen. Wem die Neuanschaffung zu teuer ist, kann einen Fahrradträger dort häufig auch preisgünstig anmieten.
Beim Kauf von gebrauchten Trägern ist Vorsicht geboten. Fahrradträger und besonders die Befestigungspunkte sind einer hohen Belastung ausgesetzt. Das Material sollte daher penibel auf Schäden und Abnutzungen überprüft werden.
Vor der Reise sollten sich Urlauber über die Vorschriften im Ausland informieren. Zum Beispiel müssen in Italien und Spanien Ladungen, die über das Fahrzeugheck hinausragen, mit Warntafeln gekennzeichnet werden. Und das gilt in diesen Fällen ebenfalls für Fahrradträger am Fahrzeugheck.