Mit dem Fahrrad um die Welt

Abenteuerlich: Mit dem Fahrrad unterwegs auf vier Kontinenten.

20. Mai 2019
3 Minuten

Einmal mit dem Fahrrad um die Welt: Was nach einer verrückten Idee klingt, setzt Luisa Rische (30) seit zwei Jahren in die Tat um. Im Mai 2017 startete die gebürtige Stralsunderin von Lübeck aus (wo sie aufgewachsen ist) zur 50.000 Kilometer weiten Reise durch 35 Länder.

Kindheitstraum erfüllt

Um sich ihren Kindheitstraum zu erfüllen, opfert Luisa ihre Ersparnisse, kündigt ihren Job als Redakteurin, plant die Route und belädt ihr Reiserad „Anton“ mit 40 Kilo Gepäck. „Und dann bin ich einfach losgefahren“, schreibt sie, als wir die Weltenbummlerin in Patagonien über WhatsApp erreichen.

Staunende Chinesen

Wer wie Luisa Rische mit dem Rad um die Welt fährt, hat natürlich eine Menge zu erzählen. Über Zeltnächte unter sternenbedecktem Himmel in der Mongolei, über staunende Chinesen an der Großen Mauer, die gar nicht begreifen können, dass eine Frau aus Deutschland ganz allein mit dem Fahrrad um die Welt reist. Auch im Straßenverkehr hat die junge Frau einiges erlebt. 

Japaner halten wenig Abstand

„Drei Regionen haben mich am meisten überrascht“, berichtet sie. „Zunächst mal Japan: Nirgendwo sonst fahren die Autos so dicht an Radlern vorbei wie dort. Aber nicht aus Aggressivität, sondern weil sich alle so penibel an die Verkehrsvorschriften halten. Und eine davon besagt, dass der Mittelstreifen der Straße nicht überfahren werden darf. Ich habe ein bisschen gebraucht, bis ich das verstanden habe“, lacht sie.

40.000 Radfahrer kommen weltweit bei Verkehrsunfällen ums Leben.

In Peking Unfall mit einer Ritschka

Passiert ist in Japan trotz der Nähe zu den Autos nichts, anders in China: „In Peking hat mich eine Motor-Rikscha gestreift, sodass ich gestürzt bin. Zum Glück habe ich mich aber nur leicht am Knie verletzt.“

Überhaupt China und Südostasien: „Da gilt im Verkehr der Grundsatz: Der Stärkere siegt. Überall wird gehupt und gedrängelt. Für Radfahrer ist das extrem gefährlich. Es gibt allerdings vielerorts breite, separate Fahrspuren für Motorroller, die auch Radler benutzen dürfen. Dort ist man ausgesprochen sicher unterwegs.“

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Der historisch bedeutsame Tian'anmen Platz in Chinas Hauptstadt Peking.
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Ein traumhafter Blick auf die argentinischen Anden.
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Gefährliches Pflaster für Radfahrer – der Princes Highway in Australien.
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Schnurgerade durch die Nullarbor-Wüste im südlichen Australien.
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Die Ausläufer der Neuseeländischen Alpen in Kaikoura.
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Vollgepackt am Vulkan Fuji, dem höchsten Berg Japans.
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In Kuala Lumpur, der Hauptstadt Malaysias, trifft Luisa Rische auf gleichgesinnte Radfreunde.
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Unterwegs auf den hektischen Straßen von Bangkok (Thailand).
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Bitte lächeln – mit einem Radelkollegen und einem thailändischen Verkehrspolizisten.
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Rollerfahrer dominieren das Straßenbild asiatischer Großstädte – hier in Ho Chi Minh City (Vietnam)
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Idyllische Ruhe im Regenwald der vietnamesischen Insel Phú Quốc.
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Beste Laune auf dem Wolken-Pass, der natürlichen Grenze zwischen Nord- und Südvietnam.
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Der historisch bedeutsame Tian'anmen Platz in Chinas Hauptstadt Peking.
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Ein traumhafter Blick auf die argentinischen Anden.

Am wenigsten Rücksicht in Neuseeland

Nicht gut zu sprechen ist die Frau, die mit dem Rad um die Welt reist, auf die Autofahrer in Neuseeland und Teilen Australiens. „Das sind nach meiner Erfahrung die gefährlichsten Länder für Radfahrer. Es herrscht ein regelrechter Kampf im Straßenverkehr. Die Straßen sind oft sehr eng, und die meisten Autofahrer vertreten die Meinung, dass Fahrräder dort nichts zu suchen haben. Es gibt aber kaum Radwege. Oft werden Radfahrer von Autos bewusst bedrängt und geschnitten.“

Oberste Sicherheitsdevise: Helm auf!

Klingt lebensgefährlich. Wie verhält man sich unter solchen Bedingungen? Luisa Rische: „Nerven behalten und enge Straßen möglichst meiden.“ Und natürlich: Nie ohne Helm fahren. Aber das gilt ja für alle Kontinente.

So verhalten sich Radfahrer richtig

  • Ein Fahrradhelm ist in Deutschland und anderen Ländern gesetzlich nicht vorgeschrieben, kann aber schwere Unfallfolgen mindern und nachweislich Leben retten.
  •  Autofahrer und besonders Fahrer von Güterkraftwagen haben nur einen sehr eingeschränkten Rundumblick. Vor allem beim Abbiegen und Spurwechsel sollten Radfahrer vermeiden, sich im toten Winkel aufzuhalten. Radfahrer sollten defensiv agieren und erst dann rechts an Fahrzeugen vorbeifahren, wenn sie – möglichst durch Blickkontakt – sichergestellt haben, dass sie wahrgenommen werden.
  • Fahrradfahrer müssen bzw. sollten vorhandene Radwege benutzen (je nach Verkehrsschild) und nur in der vorgegebenen Richtung befahren. Autofahrer rechnen nicht mit auf der falschen Seite entgegenkommenden Radfahrern. Radweg also nicht entgegen der Fahrtrichtung benutzen. Ausnahme: beschilderte Zweirichtungsradwege.
  •  Bei Dunkelheit und schlechtem Wetter helfen Kleidung und Zubehör mit reflektierenden und fluoreszierenden Materialien, um von den motorisierten Verkehrsteilnehmern besser wahrgenommen zu werden. Ebenfalls auf funktionstüchtige Lichtsysteme, also Beleuchtung, Rückstrahler und Reflektoren achten.
  •  Vorsicht bei parkenden Autos: Es könnte jemand unachtsam die Tür öffnen, um auszusteigen.
  •  An Fußgängerüberwegen und in Fußgängerzonen absteigen.
  •  Wer als Radfahrer die Promillegrenze überschreitet, riskiert nicht nur in Deutschland seine Fahrerlaubnis.
  •  Keine Ablenkung durch Kopfhörer bzw. laute Musik, da sonst die anderen Verkehrsteilnehmer bzw. Einsatzfahrzeuge womöglich zu spät wahrgenommen werden.

Mittelamerika, Nordafrika – und dann nach Hause

Auf den weiteren Etappen ihrer Reise wird Luisa Rische weitere Erfahrungen sammeln. Von Patagonien aus radelt sie zunächst weiter Richtung Mittelamerika, dann geht es über Nordafrika zurück nach Europa und Deutschland – irgendwann.