Aus Van wird Wohnmobil

Wer seinen Van als Wohnmobil zulassen möchte, sollte vorab zur Technischen Prüfstelle. Wie die Abnahme gelingt.

29. Juni 2023
2 Minuten

Raus in die Ferne, unabhängig und mobil. Diesen Traum erfüllen sich immer mehr Menschen, indem sie einen Bus oder Van zu einem Camper ausbauen. Für Wohnmobile gelten andere Steuersätze, sodass ein Umbau neben einer möglichen Änderung der Fahrzeugklasse auch einen Einfluss auf die zu entrichtenden Steuern hat. Um beim Eigenumbau alles Wichtige zu beachten und mit dem eigenen Wohnmobil jederzeit sicher unterwegs zu sein, sollten die Technischen Prüfstellen wie der TÜV oder die DEKRA dabei die erste Anlaufstelle sein.

Mögliche Steuerersparnisse?

Mirco Lohmann ist Sachverständiger des TÜV Nord Mobilität im niedersächsischen Stadthagen. Er und sein Team sind Ansprechpersonen für Campingbegeisterte, die ihre Fahrzeugart in ein „Sonder-Kfz-Wohnmobil“ ändern möchten. Sind Umschreibungen aufgrund von Verstößen gegen die Verordnungen und Richtlinien nicht möglich, ist die Enttäuschung groß. „Ein Kunde hatte sich eine große Aussparung für ein Schiebefenster in die Wand seines Transporters gesägt, dem Fenster fehlte aber leider die benötigte Bauartgenehmigung“, berichtet Lohmann. „Ist das falsche Fenster einmal verbaut, geht der Rückbau richtig ins Geld“, so der Experte weiter. Auf was kommt es also an, damit einer Genehmigung nichts im Wege steht?

Vorab ausführlich informieren

Die Prüfgesellschaften raten: vor dem Umbau gut informieren! Einige Bauteile unterliegen einer Bauartgenehmigungspflicht. Ist diese nicht vorhanden, scheitert der Traum vom Wohnmobil schnell. „Wir bieten eine Vorberatung an, in der offene Fragen geklärt werden können. So vermeiden Camperinnen und Camper hohe Folgekosten. Bei uns erfahren sie beispielsweise, für welche Bauteile eine Genehmigungspflicht benötigt wird“, erklärt der Sachverständige.

Wenig Platz schafft Raum für kreative Lösungen

Das Bett mit einer Sitzgelegenheit kombinieren oder eine Spiritus-Kochstelle mit Innenraumzulassung und Auslaufschutz – bei der Umsetzung des geforderten Interieurs sind auch kreative Ansätze möglich. Ebenfalls vorgeschrieben ist ein Tisch im Wohnmobil. Fehlt der Platz, ist ein Klapp- oder Ausziehtisch ausreichend. Übrigens: Das Mobiliar muss fest mit dem Fahrzeug verbunden sein. Eine Ausnahme ist der Tisch, er kann leicht entfernbar sein.

Die Kosten

Die eigentliche Prüfung unterliegt der Gebührenordnung des jeweiligen Bundeslandes. In Niedersachsen beispielsweise liegt der Basispreis der umfangreichen Untersuchungsart bei mindestens 90 Euro. Der Betrag erhöht sich abhängig vom Aufwand, den die Prüfstelle betreibt. Die Höhe der ungefähren Kosten kann vorab geklärt werden.

Zur Nachprüfung bei Mängeln

Bei einer Mängelfeststellung wird ein Negativgutachten ausgestellt. Nach spätestens drei Monaten folgt dann eine Nachprüfung. Auch für diese Untersuchung fällt eine Gebühr an. Sie ist unterteilt in drei Kategorien: die einfache, die normale und die umfangreiche Nachprüfung.Lohmann und sein Team prüfen dabei nicht immer den gesamten Wagen. Ist der Mangel nur auf einen Bereich des Fahrzeugs begrenzt, werden ausschließlich diese Änderungen unter die Lupe genommen.

Die Veränderung des Leergewichts

Camperinnen und Camper sollten wissen: Das Basisfahrzeug gibt weiterhin die zulässige Gesamtmasse vor. Sie darf auch nach Einbau des neuen Interieurs nicht überschritten werden. Das veränderte Leergewicht kann nach einem Umbau Auswirkungen auf den Bremsweg und das Fahrverhalten haben. Fahrende sollten dies ansprechen, um gemeinsam mit der Prüfstelle eine passende Lösung zu finden, beispielsweise durch ein Anpassen des Fahrwerks. Alle Fragen rund um die Themen Umbauten, Zulassungen, Kosten und Risiken lassen sich vorab klären.

Campingträume hautnah

Lohmann kann die Begeisterung für das eigene Wohnmobil nachvollziehen. Besonders für Familien mit flexibler Freizeit, die das Wochenende für einen Ausflug ins Sauerland, an die Mosel oder in die Mecklenburgische Seenplatte nutzen möchten, ist das Wohnmobil ideal. Sachen packen, reinsetzen, losfahren – die Faszination für das Camping hat auch bei Mirco Lohmann nach vielen Jahren als Sachverständiger beim TÜV nicht nachgelassen. Damit die Reise aber in guter Erinnerung bleibt, sollte das Campingmobil dafür gründlich gecheckt sein.

Bilder: Mirco Lohmann, Shutterstock