Der Van fürs Leben

Katja und Torsten lieben das Van Life. Dafür bauen sie ihren Bus um. Was es dabei zu beachten gilt.

08. Oktober 2021
4 Minuten

Wenn man gemeinsam in einem Camper zum ersten Date fährt, scheint man schon vor dem großen Kennenlernen eine Leidenschaft zu teilen. Fünf Jahre hat sich daran nichts geändert – außer der Größe des Vans. Immerhin fahren sie mittlerweile zu viert auf Entdeckungsreise.

Katja Wiedemann (37) und Torsten Grimm (38) aus Dresden sind am liebsten in der Natur unterwegs – gemeinsam mit ihren beiden Kindern. Die Wetterlage prüfen, unkompliziert das Nötigste zusammenpacken und dann los – auf die Straße. Dafür bauen die beiden gemeinsam ihren Van um. Im heimischen Keller hat sich der Sozialpädagoge dafür eine kleine Werkstatt eingerichtet. Im Hinterhof ihres Wohnhauses basteln sie gemeinsam an ihrem mobilen Zuhause.

Viel Ordnung, wenig Raum

Bereits in den Bus eingebaut: ein großes Bett, auf dem alle vier Familienmitglieder Platz haben. Dafür haben sie eine Platte samt Matratzen auf Holzpfeiler gestellt. Zusätzlich sorgen Halterungen an den Wänden für Stabilität. Darunter stapeln sich bisher noch Kisten. Von Kinderspielzeug über Küchenzubehör bis hin zu Surfequipment – alles ist sicher verpackt. „Im Falle einer Notbremsung fliegt nichts durch den Bus. So kann nichts kaputtgehen. Was aber noch viel wichtiger ist: Niemand bekommt während der Fahrt eine CD an den Kopf“, sagt die Grundschullehrerin. Auch den Fußboden haben sie schon verlegt. Dabei fiel die Wahl auf einen Linoleumbelag. Ursprünglich hätten sie gern einen Holzboden gehabt. „Der war leider zu schwer. Holz hätte dann einen Großteil des Gesamtgewichtes des Busses ausgemacht.“ Dann könnte die Familie nicht mehr viel mitnehmen. Außerdem seien die schweren Platten im Falle eines Unfalls nicht ganz ungefährlich, erklärt der gelernte Kfz-Mechaniker. Eine große durchgehende Platte bietet wenig Flexibilität. Bei einem Auffahrunfall könnte diese beispielsweise den Bus im unteren Teil halbieren.

So schwer darf das Fahrzeug sein

Die erlaubte Zuladung ergibt sich wie folgt: zulässiges Gesamtgewicht minus Leergewicht (Fahrzeug inklusive vollem Kraftstofftank, mitgeführtem Gasvorrat und dem Gewicht des Fahrers bis zu 75 kg). Beide Daten sind im Fahrzeugschein vermerkt. Für kleinere Fahrzeuge gilt beim zulässigen Gesamtgewicht eine Obergrenze von 3,5 t, größere Vans und Transporter dürfen je nach Zulassung 7,5 t und mehr wiegen. 

Zum Beispiel: Der Van hat ein zulässiges Gesamtgewicht von 3,5 t. Als Leergewicht sind im Fahrzeugschein 2,5 t angegeben. Dann bleibt lediglich noch eine Tonne Reservezuladung. 

Aufgepasst: Von Gepäck über Mitfahrende, Haustiere und Fahrräder bis zum Surfbretter auf dem Dach – alles zählt zur Zuladung. Wiegt der Fahrer mehr als 75 kg, zählt auch das "Übergewicht" zur Zuladung. Bei Überladung drohen neben einem höheren Unfallrisiko auch Punkte in Flensburg sowie Geldbußen.

Heute steht der Zuschnitt für ein Dachfenster an. Dafür greifen Katja und Torsten zu Teppichmesser und Zollstock. Passgenau muss das Isoliermaterial zugeschnitten werden, damit später keine Korrosion unter der Dämmung entsteht. Beim Einbau des Fensters lassen sie sich von einem Experten helfen. Sonst legen die Dresdner aber überall selbst Hand an. Auch die Elektrik im Bus steht schon. Torstens Vater, Opa Thomas, hat sich um die Steckdosen und den Sicherungskasten unter dem Beifahrersitz gekümmert. Ein echtes Familienprojekt. 

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Präzision: Beide prüfen, ob der Rahmen für das Dachfenster passt.
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Passgenau schneiden Katja und Torsten das Isoliermaterial für ein Dachfenster zu.
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Torsten arbeitet weiter am Rahmen für das Fenster.
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Im Keller bearbeitet Torsten das Werkstück.
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Präzision: Beide prüfen, ob der Rahmen für das Dachfenster passt.
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Passgenau schneiden Katja und Torsten das Isoliermaterial für ein Dachfenster zu.

Der Blick aufs Meer

Über eine Anzeige im Internet sind sie zu ihrem Bus gekommen. Seit knapp einem halben Jahr werkeln beide nun an ihrem dritten Van herum. Die vorherigen Modelle sind zu klein geworden. Spätestens, seit neben der 11-jährigen Emma auch die kleine Marla (2) mit auf Reisen geht. Um ihn zu kaufen, sind die beiden extra an die Ostsee gefahren. Ursprünglich wurden im Van Motocross-Bikes transportiert. Das haben sie vom Vorbesitzer erfahren. Daher war im hinteren Teil bereits eine große Leerfläche. Diese haben sie für den Einbau des Bettes genutzt. 

Die beiden sind mit ihrem Vorwissen und ihren Erfahrungen im Bus-Ausbau also schon geübter. Welchen Tipp haben sie für absolute Beginner? „Wir würden jeder und jedem empfehlen, sich vorher Gedanken zu machen, Informationen oder Tipps einzuholen, um bei der Umsetzung niemals ein offensichtliches Risiko einzugehen“, sagt die Pädagogin. Es gehe immer mal wieder etwas schief, unterstreicht Torsten. Mal ein Loch falsch gebohrt oder die Leiste schief gesägt. Aber eine Verletzung riskieren sie beim Umbau nie. Daher überlassen sie einige Arbeiten lieber Fachkräften. „Vor allem bei der Elektrik sollte ein Experte 'drüberschauen. Auch bei der Behandlung des Rostes oder der Karosserie werden wir uns externe Hilfe holen“, sagt Torsten. 

Später wollen die Dresdner noch ein kleines Küchensystem einbauen. Doch wie dieses einmal aussehen soll, darüber sind sie sich noch nicht einig. Torsten stellt sich eine ausklappbare Küche vor. Später einmal soll mit Blick aufs Meer gekocht werden. Die Türen sollen mit Netzen ausgestattet werden, um zusätzlichen Stauraum zu schaffen. Inspiration, wie die Kochstelle einmal aussehen könnte, holen sie sich auf Instagram. Auf der Fotoplattform boomt der Austausch über DIY-Camper, also selbst umgebaute Busse. „Ich mag die Gespräche mit anderen aus der Szene. Auch wenn ich bei einem Projekt nicht weiterweiß, bekomme ich auf Instagram ziemlich schnell Hilfe“, sagt Torsten begeistert. Außerdem würden ständig neue Ideen zur Gestaltung dazukommen. „Es kann schnell ausarten. Dann wird man auch einfach nicht fertig“, lacht Katja. Bis zum großen Sommerurlaub haben sie sich noch einiges für den Kleinbus vorgenommen. Ein Hochbett für Emma muss her. Ganz naturgetreu mit einer Halterung in Wellenform soll ihre eigene Liegefläche gestaltet werden. 

Wie es mit dem Van weitergeht? Beide möchten sich vielleicht um eine Wohnmobilzulassung bemühen. Das spart Versicherungskosten und Steuern. Dafür müsste der Kastenwagen jedoch einige Voraussetzungen erfüllen, um bei einer Prüfstelle zugelassen zu werden. Über einen Schlafplatz und ausreichend Stauraum verfügt der Van bereits. Aber er bräuchte zum Beispiel noch eine Sitzgelegenheit mit Tisch, wobei Letzterer ausklappbar sein kann. Am Fenster werkeln die Dresdner momentan noch. Außerdem achten die Prüfenden auf zwei voneinander unabhängige Notausgänge. Diese müssen trotz Umbau gegeben sein. Einige Prüfende würden zudem auf eine Kochstelle Wert legen. Aber hier gebe es unterschiedliche Aussagen, meint Torsten.

Leben auf vier Rädern

Kroatien, Spanien, Italien – die Familie war schon viel mit einem Bus unterwegs. Diesen Sommer geht es für drei Wochen nach Schweden. „Ich möchte, dass unsere Kinder mit viel Natur großwerden“, sagt Katja. Die Taucherbrille und das Surfbrett liegen schon bereit. Das Land im hohen Norden ist eines ihrer Lieblingsreiseziele. Auch weil der Verkehr auf den Straßen sehr respektvoll ist: „Die Menschen gehen vom Gas runter und halten ausreichend Abstand. Das Miteinander ist sehr entspannt.“

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Mit Blick auf die Elbe: Auch im Dresdner Umland sind die beiden viel mit ihrem Van unterwegs.
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Der Natur ganz nah: So verreisen Katja und Torsten am liebsten.
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Mit Blick auf die Elbe: Auch im Dresdner Umland sind die beiden viel mit ihrem Van unterwegs.
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Der Natur ganz nah: So verreisen Katja und Torsten am liebsten.

Schon jetzt packt die Dresdner das Fernweh. Sie lieben die Freiheit und die Flexibilität am Reisen mit dem Bus. Warum sie dabei nicht lieber im Hotel schlafen? Man braucht eigentlich ganz wenig, um glücklich zu sein. Das haben die beiden an jeder ihrer Reisestationen gemerkt.

Sicher unterwegs? Im zweiten Teil von #Vanlife geht es um den Umbau vom Van zum Wohnmobil und die Abnahme vom TÜV.

Bilder: Julius Schrank