Zwischen April und Oktober ist Rennradsaison. Wer Bestzeiten anpeilt, sollte dabei Sicherheit und Rücksicht nicht vergessen. Gute Vorbereitung und ein vorsichtiger Fahrstil sind der beste Schutz vor Unfällen.
Ob schon routiniert im Sattel oder neu in der Radsportwelt: Nach einer längeren Fahrpause ist es wichtig, sich vor der Rückkehr in den Straßenverkehr wieder mit dem Rad vertraut zu machen und das sichere Ausklicken aus den Pedalen zu üben. Auch Notbremsungen, Schalten und schnelles Ausklicken in Gefahrensituationen übt man am besten zuerst in einer sicheren Umgebung. Wer sein Rad beherrscht, reagiert in unerwarteten Situationen souveräner und schützt sich und andere.
Auch mit dem Rennrad StVO und StVZO beachten
Viele Rennradfahrerinnen und Rennradfahrer verzichten auf Klingel, Reflektoren oder Licht, um aerodynamischer und leichter unterwegs zu sein. Aber egal ob Carbon-Renner oder Hollandrad: Im Straßenverkehr gelten die Regeln der Straßenverkehrsordnung (StVO) und der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO).
So machen Sie Ihr Rennrad verkehrssicher
Das Rad ist StVO-konform und die erste Tour steht an? Dann prüfen Sie vor dem Start, ob alles funktioniert. Ein technisch einwandfreies Fahrrad ist essenziell für die eigene Sicherheit und die Sicherheit anderer. Defekte Bremsen, mangelhafte Beleuchtung oder beschädigte Reifen können schnell gefährliche Situationen verursachen.
Mäntel: Sind die Reifen abgefahren, rissig oder beschädigt? Da das Material mit der Zeit hart und spröde wird, empfehlen die meisten Hersteller, sie alle drei bis fünf Jahre zu wechseln. Auch verlängerte Bremswege oder mangelnder Grip sind deutliche Anzeichen für einen notwendigen Reifenwechsel.
Schläuche oder Tubeless: Halten die Ventile dicht? Tipp: Der optimale Reifendruck ist oft direkt auf den Reifen angegeben.
Fahrradreifen können mit Schläuchen oder Tubeless ausgestattet sein. Bei Tubeless-Reifen sitzt der Mantel direkt auf der Felge. Eine spezielle Dichtmilch hält den Reifen dicht und verschließt kleinere Beschädigungen. Je nach Herstellerangabe sollte diese Dichtmilch alle zwei bis sechs Monate erneuert werden.
Funktionieren Scheiben- oder Felgenbremsen einwandfrei? Sind die Bremsbeläge dick genug? Ziehen die Bremsen gleichmäßig und kraftvoll? Wer sich unsicher ist, sollte die Bremsen in einer Werkstatt überprüfen lassen. Insbesondere Scheibenbremsen sollten im Zweifel von Fachleuten justiert werden.
Funktionieren Rücklicht, Vorderlicht und, falls vorhanden, der Dynamo? Falls Sie akku- oder batteriebetriebene Lichter nutzen: Achten Sie darauf, dass diese StVZO-konform sind. Blinkende Lichter sind verboten.
Weisen Kette, Kassette oder andere Antriebsteile Rost auf, machen sie ungewöhnliche Geräusche oder laufen unrund? In diesem Fall ist eine Reparatur durch Fachleute ratsam.
Eine saubere Kette läuft reibungsloser und verschleißt langsamer. Schmutz und altes Öl sollten regelmäßig von der Kette entfernt werden, anschließend sollte sie mit Kettenöl oder -wachs geschmiert werden.
Wichtig: Schmutz, Öl oder Reinigungsmittel sollten unbedingt von den Scheibenbremsen ferngehalten werden, denn das kann die Bremsleistung erheblich beeinträchtigen.
Vor der ersten Fahrt sollte auf einer sicheren Strecke getestet werden, ob die Schaltung reibungslos funktioniert. Springen die Gänge durch oder macht die Schaltung ungewöhnliche Geräusche? Dann sollte sie in einer Werkstatt eingestellt werden.
Dürfen Rennräder auf der Straße fahren?
Für Rennradtouren sollte man am besten ausgeschilderte Radwege oder Radfahrstreifen nutzen. Wenn kein (benutzungspflichtiger) Radweg vorhanden ist, muss auf der Straße gefahren werden. In jedem Fall gilt: Rücksicht nehmen.
Angepasste Fahrweise im Stadtverkehr und auf Landstraßen
Auf längeren Touren wechseln sich Stadtverkehr, Radwege und Landstraßen oft ab. Wer in diesen unterschiedlichen Umgebungen sicher unterwegs sein will, muss sich anpassen können.
In der Stadt ist im dichten Verkehr besondere Achtsamkeit gefragt. Ausgesprochen wichtig ist es deshalb, an Kreuzungen und Einmündungen auf Ampeln und auf Vorfahrtsregeln zu achten, Fußgängerinnen, Fußgänger und andere Verkehrsteilnehmende im Auge zu behalten.
Auch auf Landstraßen gilt es, je nach Situation und Sichtverhältnissen die Fahrweise und die Geschwindigkeit anzupassen. Vor allem vor Kuppen, in Kurven und Senken kann die Sichtweite eingeschränkt sein. Besonders wichtig hier: längere Touren sorgfältig planen, denn bei Pannen kann Hilfe oft weit entfernt sein. Deshalb sollten Handy, ein Erste-Hilfe-Set etwas Bargeld und ein kleines Reparaturset immer mit dabei sein. Außerdem kann starker Wind das Fahrverhalten beeinflussen und im schlimmsten Fall zu Unfällen führen. Wenn der Wind zu stark ist oder bei anderen extremen Wetterbedingungen, sollte man besser zuhause bleiben oder die Tour frühzeitig beenden.
Egal, wo man unterwegs ist: die Straße immer im Blick behalten! Rollsplitt kann das Rad wegrutschen lassen, Schienen können zum Sturz führen, und Schlaglöcher oder Kanaldeckel können Reifen und Felgen beschädigen.
Rennradbekleidung und Helm: sichtbar und sicher sein
Das wichtigste Kleidungsstück beim Radfahren ist der Helm. Das gilt auch für das Rennradfahren. Der Helm muss der DIN-Norm EN 1080 (CE) entsprechen und gut sitzen. Für optimalen Schutz sollte der Helm gerade auf dem Kopf sitzen und die Stirn bedecken, ohne im Nacken zu hängen. Die Ohren müssen sich im Dreieck der Riemen befinden, wobei die seitliche Verstellung bis knapp unter das Ohrläppchen reichen muss. Der Helm sollte dann mit dem Drehverschluss hinten am Kopf und mit dem Kinnriemen fixiert werden – idealerweise passen noch ein oder zwei Finger zwischen Riemen und Hals. Im besten Fall sollte er bereits ohne Fixierung sitzen und beim leichten Vorbeugen nicht sofort vom Kopf rutschen.
Helle Kleidung mit retroreflektierenden oder fluoreszierenden Elementen hilft, von anderen rechtzeitig wahrgenommen zu werden und so gefährliche Situationen zu vermeiden. Beim Kauf von reflektierenden/fluoreszierenden Materialien ist es wichtig, auf die EN-Zertifizierung der Produkte zu achten, beispielsweise auf die DIN EN 13356 für retroreflektierende Kleidung.
Rücksichtsvoll in der Gruppe fahren
Das Fahren in der Gruppe erfordert Aufmerksamkeit und vorausschauendes Verhalten, um andere nicht zu gefährden. Rücksichtnahme und ausreichender Abstand zueinander und zu den anderen Verkehrsteilnehmenden sind von entscheidender Bedeutung. So helfen klare Kommunikation und Handzeichen bei einer Gruppenfahrt dabei, Unfälle zu verhindern und alle zu schützen . Der Abbiegewunsch muss sogar per Handzeichen angezeigt werden.
Generell gilt aber: Beim Radfahren gehören beide Hände an den Lenker, um sicher zu fahren und bremsen zu können.
Diese Handzeichen werden in der Rennradszene bei Gruppenfahrten für die Kommunikation untereinander genutzt:
- Abbiegen: Kündigen sie das Abbiegen rechtzeitig an und streck den Arm deutlich in die entsprechende Richtung aus.
- Auf Gefahren hinweisen: Zeigen sie mit dem Finger auf Schlaglöcher, parkende Autos oder andere Gefahren auf der Fahrbahn oder am Straßenrand.
- Ausweichen: Der Daumen dient hier als eine Art „Blinker“. Eine Vor- und Zurückbewegung signalisiert den Wechsel der Fahrlinie vor einem Hindernis wie einem parkenden Auto, einer Verkehrsinsel oder langsamer fahrenden Verkehrsteilnehmenden. Soll die Gruppe nach links ausweichen, benutzen Signalgebende die rechte Hand, beim Wechsel nach rechts die linke.
- Stopp: Mit dem nach oben ausgestrecktem Arm und flacher Hand zeigen sie an, dass angehalten werden soll. Geben Sie dieses Handzeichen rechtzeitig und sehr deutlich, damit die nachfolgenden Fahrenden langsam abbremsen können. Besonders an roten Ampeln und Stoppschildern ist das wichtig.
- Tempo reduzieren: Mit diesem Handzeichen signalisieren sie nachfolgenden Fahrenden, dass sie die Geschwindigkeit verringern sollen. Dazu strecken sie den Arm seitlich aus, die Handfläche zeigt zum Boden und bewegt sich leicht auf und ab.
- Achtung, Gleise: Wenn Gleise zu überqueren sind, wird dies durch zwei gespreizte Finger auf dem Rücken signalisiert.
Ob allein oder in der Gruppe: Selbstschutz, vorausschauendes Fahren und Rücksicht gegenüber anderen Verkehrsteilnehmenden sind die Voraussetzung für eine sichere und unfallfreie Rennradsaison.
Bilder: Shutterstock, Runter vom Gas