Gut geschützt: Welcher Fahrradhelm ist der richtige?

„Runter vom Gas" zeigt, welche Fahrradhelme für welche Situation am besten geeignet sind. 

30. März 2023
5 Minuten

Fahrradhelme retten Leben, denn sie schützen Radfahrende bei Stürzen oder Kollisionen mit einem Fahrzeug nachweislich vor schweren Kopfverletzungen. Obwohl es in Deutschland keine Helmpflicht gibt, trug im Jahr 2021 32 Prozent der Radlerinnen und Radler einen Helm. Doch Helm ist nicht gleich Helm. Denn wer einen gemütlichen Ausflug ins Grüne plant, sollte andere Anforderungen an den Kopfschutz stellen als beispielsweise Mountainbike- oder Rennradfahrende. „Runter vom Gas" stellt die verschiedenen Helmtypen vor. 

Den Kopf schützen

Der Schädel und das darin liegende Gehirn gehören zu den wichtigsten Teilen unseres Körpers. Dennoch sind diese beim Sturz oder Zusammenprall mit einem Fahrzeug vergleichsweise schlecht geschützt. Anders als Beine oder Arme ist der Kopf nicht von schützenden Muskeln und Fett umgeben – und deswegen besonders verwundbar. Typische Unfallsituationen mit dem Fahrrad sind der Alleinunfall mit Sturz auf die Seite oder über den Lenker sowie die Kollision mit einem Pkw, die zum seitlichen Anstoß mit Kopfaufprall gegen die Frontscheibe führt. Umsichtiges Fahren und der richtige Kopfschutz sind daher lebenswichtig. Bereits bei einer Aufprallgeschwindigkeit von 15 km/h werden 30 Prozent der Radfahrenden schwer bis tödlich verletzt. Viele Radlerinnen und Radler sind aber durchaus schneller unterwegs. Die Schutzwirkung des Fahrradhelms wurde in Studien nachgewiesen. Stürzt ein Radfahrer auf die Seite und prallt mit dem Kopf auf die Fahrbahn, reduziert ein Helm die auf den Kopf einwirkende Energie um zwei Drittel.  So kann der Fahrradhelm die meisten lebensbedrohlichen Kopfverletzungen verhindern oder abmildern. Deswegen gilt: Wer auf sein Fahrrad steigt, und sei die Strecke noch so kurz, sollte in jedem Fall einen Helm tragen.

Achtung beim Helmkauf 

Damit ein Fahrradhelm den optimalen Schutz bietet, muss er den Kopf gut einfassen und optimal sitzen. Um die richtige Helmgröße zu ermitteln, können Fahrradfahrende ein Maßband einen Zentimeter über den Augenbrauen anlegen und es oberhalb der Ohren einmal um den Kopf führen. Mit dem ermittelten Umfang lässt sich die richtige Größe auf den Herstellerseiten schnell herausfinden. Der Fahrradhelm muss gerade auf dem Kopf sitzen und darf nicht im Nacken hängen oder die Stirn freilassen. Zu achten ist auch darauf, dass die Ohren genau im Dreieck der Riemen liegen und die Seitenverstellung knapp unter dem Ohr ist. Wichtig ist, dass der Helm auch ohne die Fixierung, zum Beispiel durch einen Drehverschluss, gut sitzt. Das lässt sich einfach testen: Beim leichten Vornüberbeugen bei lockerem Kinngurt sollte er nicht sofort vom Kopf rutschen. Sitzt der Helm, dreht man den Nackenverschluss zu und zieht den Kinnriemen fest – so weit, dass zwei Finger zwischen Gurt und Hals passen. Es ist daher ratsam, sich beim Helmkauf unbedingt in einem Fachgeschäft beraten lassen und dort verschiedene Helme anzuprobieren.  

Wichtig: Nach jedem Sturz, muss der Helm durch einen neuen ersetzt werden – auch wenn keine sichtbaren Schäden erkennbar sind. Denn bei einem Aufprall können sich Mikrorisse im Material bilden. Die Stabilität des Helmes ist dann nicht mehr garantiert. Zudem kann auch eine schwere Stoßeinwirkung das Material schädigen, zum Beispiel wenn der Helm an den Lenker gehängt wird, das Fahrrad damit umkippt und der Lenkergriff in den Helm gedrückt wird. Auch sollte das Herstellungsdatum beachtet werden, das sich im Inneren von Qualitätsfahrradhelmen neben dem CE-Prüfzeichen befindet, und der Radhelm nach etwa 5 Jahren durch einen neuen ersetzt werden. Denn mit der Zeit dünstet der Hartschaums aus, was durch äußere Faktoren wie Witterung, Sonne und Schweiß beschleunigt wird.  Das Material wird porös und die Schutzfunktion lässt nach.  

Diese Helmtypen gibt es 

Es gibt viele verschiedene Arten von Fahrradhelmen, eines haben sie aber alle gemeinsam: Helme, die in der EU und der Schweiz verkauft werden, müssen einen Härtetest durchlaufen. Die Modelle, die den Test bestehen, erhalten die DIN-Norm DIN EN 1080 (CE).  

Zusätzlich sind viele Helme mit dem Prüfzeichen Geprüfte Sicherheit (GS) versehen. Vor allem beim Onlineshopping sollten Kundinnen und Kunden unbedingt auf diese beiden Gütesiegel achten. So kann man sicher sein, einen qualitativ hochwertigen und sicheren Kopfschutz zu kaufen.  

Trekking- und Cityhelme 

Wer viel in der Stadt unterwegs ist oder am Wochenende eine gemütliche Tour plant, ist mit diesen Modellen gut beraten. Die wohl am weitesten verbreiteten Helme zeichnen sich durch ihr schlichtes Design, gute Einstellmöglichkeiten sowie Features für den Stadtverkehr wie Lichter und Reflektoren aus. Sie bieten guten Schutz und können leicht im Rucksack verstaut werden. Bei den vielen unterschiedlichen Anbietern ist für alle Pendlerinnen und Hobbyradler das passende Modell dabei. 

Airbag-Helme  

Der Trend aus Skandinavien kommt langsam auch in Deutschland an. Dieser Kopfschutz sieht aus wie eine Halskrause. In dem Gestell, das Fahrradfahrende um den Nacken tragen, befindet sich aber ein Airbag, der bei einem Unfall in 80 Millisekunden auslöst und sich um den gesamten Kopf der stürzenden Person entfaltet. Was innovativ klingt, hat aber auch seine Nachteile. Während der Airbag bei Stürzen nach vorne oder zur Seite sehr gut schützt, sind seine Schwachstellen besonders evident bei Anfahrunfällen mit Pkw und Lkw. In einer Versuchsstudie der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) erfassten die Sensoren des Airbag-Helms die Unfälle nicht in jedem Fall. Ein handelsüblicher Fahrradhelm hilft in diesem Fall besser, da er nicht von komplizierter Sensortechnik und Auslösemechanismen abhängig ist. Trotzdem bietet er bei den allermeisten Unfällen ausreichenden Schutz. Wurde der Airbag einmal ausgelöst, können die Besitzerinnen und Besitzer ihn nicht wieder selbst in die Halskrause stecken. Sie müssen ihn zum Hersteller zurücksenden, der einen neuen Airbag einsetzt.  

Mountainbike-Helme 

Herumliegende Äste, feuchtes Laub, unbefestigte Wege und Felsen auf der Fahrbahn. Was Gelegenheitsradler und -radlerinnen nervös macht, lässt das Herz von Mountainbike-Fans höherschlagen. Wer schon mal offroad unterwegs war, weiß: Hier ist die Sturzgefahr um einiges höher als im Stadtverkehr. Dementsprechend gehört ein Helm zur Standardausrüstung. Spezielle Mountainbike-Helme schützen den Hinterkopf besser als zum Beispiel ein City-Helm. Hinzu kommen mehrere Lüftungsschlitze, damit man bei den anstrengenden Touren bergauf und bergab nicht zu sehr ins Schwitzen kommt. 

Downhill-Helme 

Wem das Mountainbike nicht genug ist, fährt Downhill. Mit diesen vollgefederten Fahrrädern absolvieren die Fahrenden meterhohe Sprünge und andere Kunststücke auf Pisten, die steil bergab gehen. Mit Stürzen muss man in bergigen Gebieten rechnen. Neben anderer Schutzausrüstung wie einem Stabilisator für die Wirbelsäule und Knieschonern tragen die Adrenalin-Liebhaberinnen und -Liebhaber einen sogenannten Fullface-Helm. Die Modelle erinnern an einen Motorradhelm, denn sie umschließen den gesamten Kopf und das Gesicht. So bieten sie den meisten Schutz für Schädel und Kiefer. Meistens ist die Helmschale um einiges robuster als bei anderen Helmen und die Polsterung dicker. So können auch Stürze aus mehreren Metern Höhe abgefangen werden. 

Rennrad-Helme 

Beim Rennradfahren kommt es vor allem auf eines an: Geschwindigkeit. Die speziellen Helme sind deswegen besonders leicht, luftdurchlässig und aerodynamisch geformt. Trotzdem schützen sie den Kopf gut und können auch im Stadtverkehr verwendet werden. Manche Modelle haben sogar ein Visier, damit der Fahrtwind bei über 40 km/h nicht stört.  

Bilder: Shutterstock