Worauf es beim Automatikfahren ankommt

Bremsverhalten in Kurven oder bei Schnee – so fährt sich’s automatisch.

02. Dezember 2021
3 Minuten

Ob Mietwagen, Carsharing oder eigener Pkw – auf deutschen Straßen sind immer mehr Fahrzeuge mit Automatikgetriebe unterwegs. Dabei hat der linke Fuß Pause. Entspannt ist die Situation trotzdem nicht immer, denn viele Verkehrsteilnehmende sind im Umgang mit einer Automatikschaltung unsicher. Deshalb klärt „Runter vom Gas“ auf, welche Besonderheiten es beim Fahren zu beachten gilt.

Auf deutschen Straßen sind immer mehr Pkw mit Automatikgetriebe unterwegs. Waren 2017 noch rund 8,65 Millionen Personen überwiegend mit einem Auto mit Automatikgetriebe unterwegs, sind es im Jahr 2021 bereits 11,39 Millionen. Tendenz steigend. 

Gründe dafür gibt es viele. Da wäre zum einen der immer größer werdende Anteil an Hybrid- und Elektrofahrzeugen, die vom Werk aus gar kein manuelles Schaltgetriebe mehr anbieten. Zum anderen entscheiden sich vor allem jüngere Menschen vermehrt für das Fahren mit Automatikgetriebe, weil es – besonders in Großstädten und im damit verbundenen Stop-and-go-Verkehr – komfortables Fahren ermöglicht. 

Richtig in Gang kommen – was bedeuten die verschiedenen Buchstaben?

Doch wer das erste Mal mit einer Automatikschaltung konfrontiert wird, ohne sich vorher damit auseinandergesetzt zu haben, könnte zunächst etwas überfordert sein. Die gängige Nummerierung der Gänge durch Zahlen wird durch Buchstaben ersetzt. Auf oder neben dem Schalthebel befinden sich folgende Buchstaben: 

  • P - Park (Parken) 

Vor dem Verlassen des Autos wird der Park-Modus gewählt – vergessen lässt sich das in den meisten Automatikautos nicht, denn nur so können Sie auch den Zündschlüssel ziehen. 

  • R - Reverse (Rückwärts)

Die Abkürzung „R“ ist die einzige Konstante, verglichen mit einem manuellen Schaltgetriebe. Vorsicht, betätigen Sie die Bremse beim Schalten auf „R“! Sobald Sie nämlich den Fuß von der Bremse nehmen, beginnt der Wagen automatisch rückwärtszurollen. 

  • N - Neutral (Leerlauf) 

Im Leerlauf rollt das Auto nicht los, wenn Sie das Bremspedal loslassen. Wichtig ist der Leerlauf zum Beispiel bei der Nutzung von Waschstraßen oder falls der Wagen abgeschleppt werden muss.

  • D - Drive (Fahren)

In den meisten Fällen wird sich der Ganghebel auf Drive befinden. Vorsicht auch hier! Drücken Sie das Bremspedal durch, wenn Sie auf „D“ schalten. Sobald Sie die Bremse lösen, beginnt Ihr Pkw automatisch in Schrittgeschwindigkeit loszurollen. 

  • S - Sport (Sport) 

Der Sport-Modus wird gern für eine höhere Beschleunigung eingesetzt: Gänge werden von der Automatik später hoch- und früher wieder runtergeschaltet. Das Tempo steigt, der Benzinverbrauch auch.

Aber Achtung! Auch wer im Sport-Modus fährt, darf die Geschwindigkeitslimits nicht überschreiten und sollte der Situation angemessen fahren, um sich und andere nicht in Gefahr zu bringen. 

  • E - Economy (Ökonomisch)

Das Gegenteil von "Sport". Dieser Modus ermöglicht eine energiesparende Fahrweise.

  • 1, 2, 3, 4

Viele Automatikgetriebe bieten Ihnen die Möglichkeit, das Getriebe auf einen von Ihnen gewählten Gang zu limitieren. Bei längeren Fahrten bergab hält das Auto die gewünschte Geschwindigkeit und die Bremsen werden entlastet.  Moderne Automatikgetriebe wählen i.d.R. automatisch den geeigneten Gang. Vor allem bei älteren Getrieben bietet es sich an, bergab in einen niedrigen Gang 1 oder 2 zu schalten.

Neue Automatik-Regel für die Führerschein-Prüfung

Seit dem 1. April 2021 gilt: Wer seine Fahrausbildung und seine praktische Fahrprüfung mit einem Fahrzeug mit Automatikgetriebe macht, bekommt nun leichter als früher die Fahrerlaubnis für Fahrzeuge mit Schaltgetriebe. Voraussetzung dafür sind unter anderem mindestens zehn weitere Fahrstunden und ein praktischer Test von mindestens 15 Minuten in einem Schaltfahrzeug. Zuvor konnte man mit dem „Automatik-Führerschein“ auch nur Fahrzeuge mit Automatikgetriebe fahren– im Führerschein wurde das mit der Kennzahl 78 vermerkt.

Tipps, damit es gut rollt: Darauf sollten Sie beim Automatikfahren achten 

Beschleunigen, bremsen, lenken: Automatikfahrzeuge sind komfortabel, fahren aber – auch wenn man sich nicht mehr aufs Kuppeln und Schalten konzentrieren muss – nicht wie von selbst. Worauf zu achten ist. 

  • Das schaffen Sie mit links? 

Nicht nur Wanderer oder Bergsteiger sollten „trittsicher“ sein – auch beim Automatikfahren ist das wichtig!Denn wer auf automatische Schaltung umsteigt, wird sich nämlich vor allem in einem Aspekt umstellen müssen: Der linke Fuß wird beim Autofahren dank fehlender Kupplung nicht mehr benötigt. 

Das ist im ersten Moment gewöhnungsbedürftig. Achten Sie daher auf Ihren ersten Fahrten ganz bewusst darauf, Ihren linken Fuß an der Seite des Fußraumes abzustellen. Wer als Automatik-Neuling aus Versehen mit voller Wucht auf das Bremspedal tritt, weil er dort die Kupplung vermutet, riskiert bei dichten Verkehr schnell einen Auffahrunfall.

Wichtig: Versuchen Sie nicht, sich das Bremsen mit dem linken Fuß anzugewöhnen – Ihnen fehlt im Zweifelsfall die Übung und das Feingefühl dafür. Kontrolliertes Bremsen ist so nicht möglich. 

  • Den Bremsweg richtig einschätzen 

Des Weiteren werden Sie feststellen, dass Sie bei Automatikfahrzeugen ein wenig härter auf die Bremse treten müssen, als Sie es von einem Handschalter gewohnt sind. Das liegt daran, dass Automatikfahrzeuge weniger mit der Bremskraft des Motors arbeiten. 

  • Kurven entspannt meistern 

Für gewöhnlich bremsen wir vor einer Kurve ab, schalten einen Gang runter, um danach wieder zu beschleunigen. Bei Automatikfahrzeugen passt sich jedoch die Motorleistung automatisch den verschiedenen Fahrsituationen an. Damit der automatische Schaltvorgang beendet ist, bevor Sie in die Kurve fahren, sollten Sie deswegen etwas eher bremsen.  Bei Schaltvorgängen in Kurvenlage können die Antriebsräder nämlich ins Rutschen kommen, es drohen gefährliche Unfälle. 

  • Immer auf dem Sprung dank Standgas

Wie oben schon angesprochen: Fahrzeuge mit Automatikgetriebe kommen sofort (langsam) in Bewegung, wenn Sie zum Beispiel die Schaltstufe „D“ einlegen. Deshalb gilt es hier, stets den Fuß auf der Bremse zu halten, um ein unkontrolliertes Losrollen zu verhindern.

Sind Automatikfahrzeuge Spritfresser?

Früher wurden Fahrzeuge mit Automatikgetriebe oftmals aufgrund ihres höheren Benzinverbrauchs kritisiert – dank moderner Technik ist das nicht mehr der Fall. Präzise abgestimmte Schaltprozesse führen sogar oftmals zu einem geringeren Spritverbrauch als bei Fahrzeugen mit manueller Gangschaltung.

  • Cool bleiben – auch im Winter

Egal ob Automatik oder manuelles Getriebe: Bei glatten und verschneiten Straßen sollten Sie immer langsam fahren und ruckartige Lenkbewegungen vermeiden. Ein geläufiger Tipp für ins Schleudern geratene Automatikfahrende lautet, auf „N“ zu schalten und behutsam gegenzulenken. Dadurch wird der Wechsel zu Standgas unterbrochen und man läuft nicht Gefahr, trotz nicht betätigtem Gaspedal (langsam) zu beschleunigen. Dies macht aus fahrphysikalischer Sicht zwar Sinn, ist aus fahrpraktischer Sicht jedoch nicht zu empfehlen. Denn das Abwenden des Blickes von der Fahrbahn und das Greifen nach der Gangschaltung lenkt die fahrende Person von ihrer wichtigsten Aufgabe ab: Das Fahrzeug möglichst stabil zu halten. Deshalb empfiehlt „Runter vom Gas“ in kritischen Situationen: Beide Hände ans Lenkrad, den Blick aktiv dahin richten, wo man hinwill und dorthin lenken.

Viele neuere Automatikmodelle besitzen außerdem einen Wintermodus. Damit fährt das Auto automatisch in einer höheren Übersetzung an und verhindert ein schnelles Durchdrehen der Reifen.

Tipp: Da sich bei Eis und Schnee der Bremsweg erheblich verlängert, empfiehlt es sich, einen doppelt so großen Sicherheitsabstand einzuhalten -- egal mit welchem Fahrzeug Sie fahren.  

  • Kontrolliert bergab fahren 

Moderne Automatikgetriebe schalten mittlerweile beim Bergabfahren zumeist selbst in den Gang, bei dem die Motorbremsleistung optimal genutzt wird, um die mechanischen Bremsen zu schonen. 

Doch Sie können auch selbst aktiv werden, um beim Bergabfahren die Schaltung in höhere Gänge zu vermeiden. Einige Fahrzeuge mit Automatikgetriebe haben zum Beispiel einen eigenen Modus, der zum Bergabfahren genutzt werden kann. Dieser ist mit einem „B“ auf dem Schalthebel gekennzeichnet und steht für "Brake" (Bremse). Alternativ können Sie auch die Schaltung auf den Gang 1 oder 2 limitieren. Hierbei sollten Sie darauf achten, dass der gewählte Gang das Auto beim Rollen in der gewünschten Geschwindigkeit hält. Oder man aktiviert den Sport-Modus, da er die Gänge höher ausfährt und die Bremswirkung des Motors besser nutzt.