Mit dem Rad zur Schule: Tipps für Eltern und Kinder

Ohne Begleitung zur Schule radeln: So können Eltern durch gute Vorbereitung das Unfallrisiko senken.

25. November 2024
4 Minuten

Der Schulweg mit dem Fahrrad ist mehr als nur ein Transfer. Er ist eine Gelegenheit für Ihr Kind, den Tag mit einem Gefühl von Unabhängigkeit zu beginnen. Doch viele Mütter und Väter sorgen sich um die Sicherheit ihrer Kinder im Straßenverkehr. Jedes fünfte Elternteil befürchtet laut einer Umfrage des ADAC, sein Kind könnte auf dem Schulweg mit dem Fahrrad unaufmerksam sein oder Verkehrssituationen falsch einschätzen. Doch mit genügend Übung lässt sich das Unfallrisiko senken.

Sicherheit geht vor: die Fahrradprüfung als Grundstein 

Viele Kinder sind zu ihrer Einschulung zwar schon sehr geschickt auf ihren Rädern unterwegs, aber für das eigenständige Fahren im Straßenverkehr mit seinen komplexen Anforderungen in der Regel noch nicht bereit. Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) empfiehlt, Kinder erst dann allein mit dem Fahrrad zur Schule fahren zu lassen, wenn sie die Fahrradprüfung bestanden haben. Diese absolvieren die Schülerinnen und Schüler in der Regel in der dritten oder vierten Klasse. 

Im Frühjahr ist der beste Zeitpunkt für den Start mit dem Rad

Nach bestandener Radfahrprüfung können Sie mit ihm den Schulweg mit dem Rad üben – doch erst, wenn es die Jahreszeit zulässt. Der DVR legt Eltern nahe, ihre Kinder erst nach dem Winter an den Schulweg mit dem Fahrrad zu gewöhnen. Dunkelheit, Glätte und andere Witterungseinflüsse erhöhen die Unfallgefahr. Die Wartezeit können Eltern und Kinder nutzen, um das Fahrrad fit für die Straße zu machen. Denn ein verkehrssicheres Rad ist die Grundlage für einen sicheren Schulweg.

Sicherheitsmerkmale eines Kinderfahrrads

  • Reflektoren: Für jedes Pedal sind zwei nach vorne und hinten gerichtete gelbe Rückstrahler vorgeschrieben. Außerdem müssen zwei gelbe Speichenreflektoren oder weiße Reflexstreifen an den Speichen, Felgen oder Reifen befestigt sein. 
  • Bremsen: Kontrollieren Sie regelmäßig, ob beide Bremsen funktionieren. Ihr Kind muss das Fahrrad schnell und sicher zum Stehen bringen können. Zwei unabhängig voneinander wirkende Bremsen sind Pflicht. 
  • Klingel: Eine helltönende und wirkungsvolle Klingel ist Pflicht. Damit kann Ihr Kind andere Verkehrsteilnehmende warnen und auf sich aufmerksam machen. 
  • Licht: Ein funktionierender weißer Frontscheinwerfer und -reflektor sowie eine rote Schlussleuchte und ein roter Rückstrahler sind nicht nur bei Dunkelheit oder Dämmerung wichtig, sondern auch bei schlechtem Wetter. 
  • Reifen: Pumpen Sie Reifen regelmäßig auf und prüfen Sie sie auf Beschädigungen, Risse oder eingedrungene Fremdkörper. 
  • Kette: Ist sie gespannt und geschmiert? Kettenfett oder -öl pflegt die Fahrradkette. So nutzt sie sich langsamer ab.

Überprüfen Sie das gesamte Fahrrad auf Risse, Scheuerstellen, Verformungen, lose Teile und festen Sitz von Sattel und Lenker. Machen Sie eine Probefahrt, um die Bremsen und die Schaltung zu testen. Achten Sie dabei auf Geräusche wie Klappern, Knacken oder Quietschen, die ein Hinweis auf reparaturbedürftige Teile sein können. Wenn Sie unsicher sind: Beauftragen Sie eine Fachwerkstatt mit einer Inspektion.

Achten Sie außerdem darauf, dass das Fahrrad die richtige Größe und Einstellung hat. Die Sattelhöhe sollte so eingestellt sein, dass Ihr Kind mit den Fußballen – also dem vorderen Teil des Fußes – bei fast durchgestreckten Beinen mühelos den Boden erreichen kann. Für eine entspannte Körperhaltung sollten Sie die Höhe des Lenkers so einstellen, dass Ihr Kind mit leicht angewinkelten Armen aufrecht sitzen kann. Dadurch kann Ihr Kind die Griffe gut umfassen und die Bremshebel sind immer in Reichweite.

Auch die Position der Pedale ist wichtig: Ihr Kind sollte mit den Fußballen auf den Pedalen stehen können, nicht mit den Fersen. Es sollte sicher lenken, bremsen und gleichzeitig auf den Verkehr achten können. Ein Kind, das sein Fahrrad gut beherrscht, kann sich besser auf den Straßenverkehr konzentrieren.

Eltern sollten Vorbild sein und Sicherheit vermitteln

Die Kette ist geölt, die Fahrradprüfung absolviert und der Winter ist vorüber? Dann kann das Schulweg-Training mit dem Fahrrad beginnen. Kinder lernen vor allem, indem sie beobachten und nachmachen. Seien Sie deshalb als Elternteil im Straßenverkehr immer ein gutes Vorbild: Halten Sie sich an die Verkehrsregeln und nehmen Sie Rücksicht auf die anderen Verkehrsteilnehmenden.

Damit Ihr Kind und Sie im Straßenverkehr gut sichtbar werden, tragen Sie reflektierende Kleidung oder eineWarnweste. Diese sind im Fahrradhandel und oft auch in Baumärkten erhältlich. Nicht vergessen: Auch Mütter undVäter sollten einen Helm tragen, denn Kinder folgen ihrem Beispiel.

Sicheres Verhalten auf dem Schulweg

Planen Sie vor der ersten Fahrt gemeinsam mit Ihrem Kind eine sichere Strecke. Das gilt auch für den Wechsel auf eine weiterführende Schule mit einem neuen Schulweg, der ebenfalls gemeinsam geübt werden sollte. Einen perfekten Schulweg gibt es nicht, doch ein kleiner Umweg kann sich lohnen. Kinder können Gefahren selbst nur schwer erkennen und einschätzen. Suchen Sie deshalb eine Route, die verkehrsarme Straßen mit Geschwindigkeitsbegrenzungen nutzt und gefährliche Kreuzungen meidet. Lässt sich das Überqueren der Fahrbahn nicht vermeiden, wählen Sie entlang der Strecke einen sicheren Fußgängerüberweg, wie einen Zebrastreifen.

  • Machen Sie Ihrem Kind bewusst, dass es aufgrund seiner Körpergröße leicht übersehen wird, zum Beispiel hinter Hecken oder geparkten Fahrzeugen. Deshalb ist es wichtig, dass ihr Kind bremsbereit ist, Blickkontakt zu anderen Verkehrsteilnehmenden sucht und immer mit den Fehlern anderer rechnet.
  • Radwege dürfen nur in Gegenrichtung benutzt werden, wenn das durch die entsprechende Beschilderung explizit erlaubt ist. Abbiegende Pkw-Fahrende rechnen nicht mit „Geisterradlern“, die entgegen der Fahrtrichtung auf dem Radweg unterwegs sind.
  • Erklären Sie Ihrem Kind, wie es sich an Ampeln richtig verhält – wann es stehen bleiben muss und wann es sicher ist, weiterzufahren.
  • Zeigen Sie Ihrer Tochter oder Ihrem Sohn, wie man Kreuzungen und Zebrastreifen sicher überquert. Radfahrende sollten an Zebrastreifen immer absteigen und die Straße dann schiebend überqueren – nur so gelten sie als Fußgänger und haben Vorrang. Beim indirekten Linksabbiegen an Kreuzungen steigt man ab und überquert die entsprechenden Ampeln zu Fuß und schiebt.
  • Erklären Sie, wie man auf Straßen sicher fährt: immer genügend Abstand zu parkenden Autos halten und nie plötzlich ausscheren. Bringen Sie Ihrem Kind bei, sich immer unmissverständlich zu verhalten: üben Sie beispielsweise, rechtzeitig vor dem Abbiegen ein deutliches Handzeichen zu geben.
  • Sprechen Sie mit Ihrem Kind auch über andere potenziell gefährliche Situationen, wie das Überqueren von Bahnschienen oder das Fahren in der Nähe von großen Fahrzeugen: Kinder sollten auf dem Fahrrad an Ampeln, Kreuzungen und Einmündungen immer hinter den großen Fahrzeugen bleiben. Besonders gefährlich wird es, wenn Lkw nach rechts abbiegen, davor nach links ausscheren und Radfahrende rechts vom Fahrzeug im toten Winkel nicht gesehen werden.

Fahren Sie die Route mehrfach gemeinsam ab und lassen Sie Ihr Kind dabei vor sich fahren. Achten Sie darauf, dass es die gelernten Regeln anwendet. Aber überfordern Sie ihr Kind auch nicht mit zu vielen Informationen.

Schulbeginn: Erhöhte Aufmerksamkeit erforderlich!

Fahren Sie in der Nähe von Schulen besonders vorsichtig. Rechnen Sie mit dem Fehlverhalten von Kindern im Straßenverkehr. Passen Sie Ihre Fahrweise entsprechend an.

Denken Sie daran: Wichtig ist, Kindern möglichst früh – also schon vor der Schule – die Abläufe im Straßenverkehr zu erklären und sie direkt von klein auf mit einzubinden. In Ihrer Rolle als Eltern sind Sie Vorbilder und entscheiden darüber, wie sich die Verkehrskompetenz Ihres Kindes entwickelt. Seien Sie aufmerksam, geduldig und unterstützend.

Gelerntes im Alltag wiederholen

Fragen Sie Ihr Kind nicht nur während des Schulweg-Trainings, sondern auch in anderen Alltagssituationen, was es gelernt hat. So finden Sie heraus, wo es noch Lücken gibt.

Wiederholen Sie diese Situationen so lange, bis Ihr Kind selbstständig und sicher unterwegs ist. Dadurch schaffen Sie nicht nur die Grundlage für eine sichere Teilnahme am Straßenverkehr, sondern ermöglichen Ihrem Kind auch einen positiven Start in den Tag.

Bilder: Shutterstock, Runter vom Gas