Filmreife Unfälle

Unfälle in Filmen sehen meist spektakulär aus. Deren Ursachen sind oft unheimlich realistisch.

04. November 2021
6 Minuten

Hollywood liebt sie. Ob für wilde Verfolgungsjagden, knappe Wettrennen oder gar als Hauptdarstellerinnen und Hauptdarsteller: In vielen Filmen sind Autos die wahren Stars. Doch nicht selten müssen sie auch für spektakuläre Unfälle herhalten. Die Zuschauerinnen und Zuschauer erleben hautnah, wenn es auf der Leinwand quietscht, raucht und knallt. Ohne Gurt im sicheren Kinosessel.

Was im Straßenverkehr tabu und verboten ist, sorgt im Film für Spannung und Unterhaltung. Im Gegenteil zum Alltag gilt dort: Je spektakulärer der Crash, desto besser. Doch bei genauerem Hinschauen fällt auf, dass sich die Ursachen für Unfälle auf der Leinwand und in der Realität oft ähneln. Im Folgenden stellen wir einige davon vor und geben Tipps, damit sich filmreife Szenen wie diese auch weiterhin nur im Kino abspielen.

James Bond: Casino Royale

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Nur knapp kann der Geheimagent einer am Boden gefesselten Frau ausweichen.
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Was wäre ein Bond-Film ohne eine Verfolgungsjagd in schnellen Sportwägen?
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Nur knapp kann der Geheimagent einer am Boden gefesselten Frau ausweichen.
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Was wäre ein Bond-Film ohne eine Verfolgungsjagd in schnellen Sportwägen?

James Bond (Daniel Craig) hat es eilig. Gerade wurde seine Freundin, gespielt von Eva Green, entführt und in ein wegfahrendes Auto gezerrt. Er springt in seinen Sportwagen, eine nächtliche Verfolgungsjagd beginnt. Mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit jagt Bond auf einer nassen Landstraße die Bösewichte. Plötzlich taucht wie aus dem Nichts vor ihm ein Hindernis auf: Die entführte Frau liegt gefesselt mitten auf der Straße. Im letzten Moment kann der Geheimagent das Steuer herumreißen und die Frau umfahren, verliert jedoch die Kontrolle über sein Fahrzeug. Es überschlägt sich mehrmals und kommt erst auf einer Wiese neben der Fahrbahn zum Stehen, nahezu vollständig zerstört. Bond ist verletzt und bewusstlos.

Die Unfallursache(n)

Unangepasste und überhöhte Geschwindigkeit. Bei Dunkelheit und nasser Fahrbahn liefert James Bond sich eine wilde Verfolgungsjagd. Als plötzlich ein Hindernis vor ihm auftaucht, kann er nicht mehr rechtzeitig bremsen oder sicher ausweichen und verunfallt schwer.

Tipps für Verkehrsteilnehmende

Gefesselte Bond-Girls gehören auf Landstraßen zu den eher selten auftretenden Gefahren. Deutlich häufiger hingegen kommt es zu Unfällen mit Wildtieren: durchschnittlich alle zwei Minuten. Besonders in der Dämmerung sollten Autofahrerinnen und Autofahrer damit rechnen, dass Tiere plötzlich die Fahrbahn kreuzen. Hinter schlecht einsehbaren Stellen wie engen Kurven oder Hügelkuppen können Hindernisse, Staus oder langsamere Fahrzeuge unvermittelt auftauchen. In schattigen Senken oder auf Brücken droht auch noch im Frühjahr Eisglätte. 

Wer ein Kfz führt, darf nur so schnell fahren, dass das Fahrzeug ständig beherrscht wird. Verkehrsteilnehmende müssen ihre Geschwindigkeit den Straßen-, Verkehrs-, Sicht- und Witterungsbedingungen anpassen. Bei Sichtweiten unter 50 Metern – etwa aufgrund von Regen, Nebel oder Schnee – beträgt die erlaubte Höchstgeschwindigkeit 50 Kilometer pro Stunde, sofern keine geringere Geschwindigkeitsbegrenzung gilt. So kann man im Gefahrenfall rechtzeitig reagieren.

Rendezvous mit Joe Black

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… und wird schließlich von einem Taxi erfasst.
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Gedankenverloren blickt Joe Black seiner Freundin hinterher. Doch er steht mitten auf der Straße …
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… und wird schließlich von einem Taxi erfasst.
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Gedankenverloren blickt Joe Black seiner Freundin hinterher. Doch er steht mitten auf der Straße …

Joe Black (Brad Pitt) steht auf einer vielbefahrenen Straße in New York, obwohl die Fußgängerampel rot anzeigt. Statt auf den Verkehr zu achten, blickt er seiner Freundin hinterher. Gedankenverloren wird Joe Black beinahe von einem vorbeifahrenden Pkw erfasst, kann aber im letzten Moment zur Seite springen. Happy End? Fehlanzeige! Verwirrt blickt er sich um, als ihn plötzlich kurz nacheinander zwei in entgegenkommender Richtung fahrende Fahrzeuge rammen und tödlich verletzen.

Die Unfallursache(n)

Unaufmerksamkeit. Joe Black ist sichtlich emotionalisiert und dadurch abgelenkt. Fatalerweise missachtet er eine rote Fußgängerampel und betritt eine vielbefahrene Fahrbahn.

Tipps für Verkehrsteilnehmende

Auch für Fußgängerinnen und Fußgänger gilt im Straßenverkehr volle Konzentration und Beachtung der geltenden Regeln! Wer eine rote Ampel missachtet, gefährdet sich und andere. Zudem haben zu Fuß Gehende keine „Knautschzone“, das Verletzungsrisiko bei einem Unfall ist entsprechend hoch. 

Auch starke Emotionen können zu gefährlichen Situationen führen. Besser, man behält einen kühlen Kopf und lässt sich nicht ablenken. Geräte wie Smartphones beeinträchtigen die Aufmerksamkeit zusätzlich. An kritischen Stellen wie Kreuzungen und Fußgängerüberwegen bleiben sie am besten in der Hand- oder Hosentasche.

Disturbia

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Er übersieht ein am Straßenrand parkendes Fahrzeug – es kommt zum schweren Unfall.
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Zwar ist Kale nicht selbst am Telefon, doch seine gesamte Aufmerksamkeit gilt dem Gespräch zwischen seinem Vater und seiner Mutter.
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Er übersieht ein am Straßenrand parkendes Fahrzeug – es kommt zum schweren Unfall.
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Zwar ist Kale nicht selbst am Telefon, doch seine gesamte Aufmerksamkeit gilt dem Gespräch zwischen seinem Vater und seiner Mutter.

Kale Brecht (Shia LaBeouf) und sein Vater Daniel (Matt Craven) sind nach einem Angelausflug auf der Heimfahrt. Kale sitzt am Steuer. Das Handy in der Hand, telefoniert er mit seiner Mutter Julie (Carrie-Anne Moss), als ein anderes Fahrzeug gefährlich nah überholt und dicht vor seinem wieder einschert. Daraufhin übernimmt Beifahrer Daniel das Telefonat. Dennoch raubt das Gespräch die Aufmerksamkeit des Fahrers. Einem am Fahrbahnrand stehenden Pannenfahrzeug kann der vorausfahrende Pkw in letzter Sekunde ausweichen, Kale sieht es zu spät. Es kommt zu einer schweren Kollision.

Die Unfallursache(n)

Ablenkung, Handy am Steuer, mangelnder Sicherheitsabstand. Vater und Sohn machen gleich mehrere schwerwiegende Fehler, die zu einem fatalen Unfall führen.

Tipps für Verkehrsteilnehmende

Ablenkung während der Fahrt gehört zu den häufigsten Unfallursachen im Straßenverkehr. Bei mindestens 10 Prozent aller Unfälle mit Personenschaden ist Ablenkung die Hauptunfallursache, bei rund 30 Prozent aller Unfälle spielt sie zumindest eine Rolle. So lautet das Ergebnis einer repräsentativen Studie des Allianz Zentrums für Technik von 2016. Deshalb ist der Griff zum Handy und anderen elektronischen Geräten am Steuer tabu! Deren Bedienung und Nutzung sind nur dann erlaubt, wenn dazu lediglich eine kurze, den Straßen-, Verkehrs-, Sicht- und Witterungsbedingungen angepasste Blickzuwendung zum Gerät erforderlich ist. Dabei müssen Smartphone und Co. im Fahrzeug fest verbaut sein oder in einer dafür vorgesehenen Halterung stecken. 

Eine weitere Ursache für Verkehrsunfälle ist mangelnder Sicherheitsabstand. Laut Unfallstatistik spielte er 2020 bei knapp 12 Prozent aller Unfälle mit Personenschaden eine Rolle. Laut Straßenverkehrs-Ordnung muss der Abstand zum Vorausfahrenden so groß sein, dass auch dann hinter diesem gehalten werden kann, wenn plötzlich gebremst wird. Die einfache Faustregel lautet „halber Tacho“: Die Hälfte der gefahrenen Geschwindigkeit in Metern. Beispielsweise halten Autofahrerinnen und Autofahrer bei 100 Kilometern pro Stunde einen Abstand von mindestens 50 Metern zum vorausfahrenden Fahrzeug.

Fiktive Unfälle – realistische Unfallursachen

Regisseurinnen und Regisseure nutzen Unfall-Szenen immer wieder gerne, um ihre Erzählungen voranzubringen. Neben den genannten auch in Filmen wie etwa „No Country for Old Men“ oder in der „The Fast and the Furious“-Reihe. Solche Filme sollen in erster Linie unterhalten, oft übertreiben und überzeichnen sie dafür die Realität. Im Falle der illustrierten Filmszenen zeigt sich jedoch, dass die fiktiven Verkehrsunfälle auf teils erschreckend realistische Ursachen zurückgehen. Dessen sollten sich Verkehrsteilnehmende stets bewusst sein – nicht nur bei der nächsten Fahrt ins Autokino.

Illustrationen: Marcel Domke