Die Sprache der Straße

Sie werden gebaut, um uns sicher ans Ziel zu bringen: Straßen. „Runter vom Gas“ legt das Ohr auf den Asphalt.

10. Februar 2021
3 Minuten

Jede Straße kommuniziert mit uns – manchmal leiser, manchmal deutlicher. In kritischen Situationen kann sie sogar ruppig werden. Das Ziel: alle Verkehrsteilnehmer sicher ans Ziel bringen. „Runter vom Gas“ auf Sinnesreise.

Hören

Damit Verkehrsteilnehmer nicht vom rechten Weg abkommen, befinden sich an manchen Autobahnabschnitten auf dem Seitenstreifen Einfräsungen im Asphalt. Fährt ein Fahrzeug über diese Vertiefungen, beginnt das Fahrzeug zu vibrieren und die Insassen hören ein lautes Geräusch, ähnlich dem eines Bohrers. Das Anbringen einer Fahrbahnmarkierung mit entsprechender Oberflächenstruktur erzielt einen ähnlichen Effekt.

Rüttelstreifen heißt dieser spürbare Weg der Kommunikation. Eine Ansage mit Effekt: Untersuchungen an Teststrecken haben gezeigt, dass bestimmte Unfälle deutlich zurückgehen. So kam es an den Teststrecken zu 43 % weniger Unfällen, bei denen Fahrzeuge nach rechts von der Fahrbahn abkamen.

Außerdem ergaben die Untersuchungen, dass vor allem Unfälle, denen als Hauptursache Unaufmerksamkeit zugrunde lag, durch die Rüttelstreifen verhindert werden konnten. Auch wenn Fahrer oft im letzten Moment vom Abkommen der Fahrbahn gewarnt werden konnten, sollte man selbstverständlich während der gesamten Fahrt aufmerksam unterwegs sein. Daher gilt am Steuer unter anderem: Finger weg vom Handy. Denn schon eine Sekunde Unachtsamkeit bei Tempo 100 bedeutet 28 Meter Blindflug.

Sehen

In den 70ern wurden die ersten Verkehrsbeeinflussungsanlagen (VBA) an deutschen Autobahnen installiert. Inzwischen sind mehr als 10 % des gesamten Netzes mit diesen Anlagen ausgestattet. Ziel der VBA ist es, die Verkehrssicherheit zu erhöhen und den Verkehrsfluss zu verbessern.

Mit der Netzbeeinflussungsanlage (NBA) können dynamische Wegweiser mit integrierter Stauinformation oder Wechselwegweisern dazu führen, dass das Verkehrsaufkommen gleichmäßiger im Autobahnnetz verteilt wird. Dies kann Staus und daraus resultierende Unfälle vermeiden.

Teil der Streckenbeeinflussungsanlage (SBA) sind wiederum Anzeigen, welche eine variable Höchstgeschwindigkeit oder auch ein situatives Lkw-Überholverbot anzeigen können. Hinzu kommt eine Darstellung von Fahrstreifensperrung oder Gefahrenwarnung, wie Nebel oder Nässe. Das Ziel: den Verkehrsfluss verbessern und die Separierung des Pkw-Lkw-Verkehrs für die maximale Auslastung der Straße. Damit sind Verkehrsteilnehmende frühzeitig gewarnt und können ihre Fahrweise anpassen. Das vermeidet Unfälle und Staus.

Sich an die Anweisungen der Verkehrsbeeinflussungsanlagen zu halten, ist somit eine einfache und effektive Methode, um nicht nur sicher, sondern auch entspannter ans Ziel zu kommen.

Fühlen

Sicherheit spielt auch beim „Berliner Kissen“ eine wichtige Rolle. Und das nicht in Großmutters Wohnzimmer. Denn die Begriffe bezeichnen verschiedene Arten von Bremsschwellen, welche Verkehrsteilnehmer und Verkehrsteilnehmerinnen daran erinnern sollen, ihre Geschwindigkeit anzupassen.

Berliner Kissen können von Fahrzeugen mit einer breiten Achse, wie Lkws und Busse, ohne Kontakt befahren werden. So muss ein Lkw nicht abbremsen und im Anschluss beschleunigen. Denn es ist davon auszugehen, dass Lkw und Busse in der Regel langsamer als Pkw fahren. Außerdem würde Abbremsen und anschließendes Beschleunigen bei Lkw und Bussen mehr Lärm und mehr Emissionen verursachen. Auch Fahrradfahrer können dieser Anlage bequem ausweichen. Autofahrer hingegen sind gezwungen, ihre Geschwindigkeit zuvor anzupassen und die Kissen langsamer zu überfahren.

Stiller Retter in der Not

Wer trotz Rüttelstreifen und co. von der Fahrbahn abkommt, für den sind Schutzplanken oft der letzte Schutz und ein potenzieller Lebensretter. Für Motorradfahrer kann die Schutzplanke jedoch auch zur Gefahr werden: Rutscht der Fahrer in Folge eines Sturzes in die Schutzplanke und bleibt an einem der Pfosten hängen, sind häufig schwere Verletzungen die Folge. Deshalb werden Schutzplanken immer öfter mit einem Unterfahrschutz ausgestattet. Diese breiten Zusatzbleche verhindern, dass Motorradfahrer unter die Schutzplanke geraten und mit den Befestigungspfosten kollidieren.

Am besten aber, man vermeidet jeglichen Kontakt mit der Schutzplanke: vor dem Einfahren in die Kurve sollten Fahrzeugführende ihre Geschwindigkeit anpassen. Wer erst kurz vor der Kurve oder gar in der Kurve stark bremst, riskiert von der Straße abzukommen oder in den Gegenverkehr zu geraten.

Bilder: shutterstock, Creative Commons (Flor!an)