Enge Parkplätze, unreine Luft und eine Atmosphäre, die wenig einladend ist: Parkhäuser haben einen schlechten Ruf. In Zukunft könnte sich das Image jedoch wandeln. Allmählich fangen die Kolosse an zu denken – und Autofahrern das Leben erheblich zu erleichtern.
Und das muss man sich so vorstellen: Am Eingang des Parkhauses kommt der Wagen zum Stehen. Der Fahrer steigt aus, schließt ab und geht – obwohl der Parkplatz noch in weiter Ferne ist. Kein Grund zur Sorge. Ab jetzt übernimmt das Parkhaus. Ein automatisches System befördert das Auto zu einem geeigneten Stellplatz. Währenddessen schlendert der Fahrer bereits durch die Einkaufsstraße, geht zum Supermarkt oder kümmert sich um andere Angelegenheiten. Keine langwierige Parkplatzsuche. Keine heiklen Manöver. Keine schmutzige Abgasluft, die in die Nase steigt.
Dresden leistet Pionierarbeit
Was wie eine Zukunftsvision klingt, ist bereits Realität. In Dresden ist ein vollautomatisches Parkhaus in Betrieb – schon seit 2004. Auf einer Fläche von 36,5 mal 17,4 Metern bietet es auf sechs Etagen Platz für 192 Fahrzeuge. Der Parkprozess beginnt in einem großen Übergaberaum, wo der Fahrer das Auto abstellt. Dort wird das Fahrzeug gewogen und Kameras vermessen den Wagen. Danach gelangt das Auto auf einer Palette ins Innere des Gebäudes. Dort übernimmt ein Kran die Beförderung zu einem geeigneten Stellplatz. Wie in einem Warenlager sortiert das Transportsystem die Autos in Parkboxen ein.
Parkhaus- und Parkplatzbetreiber haben 2015 in Deutschland etwa 1,2 Milliarden Euro eingenommen.
Intelligente Parkhäuser sind in Deutschland eine Seltenheit. Doch Automatisierung und autonome Einparkmöglichkeiten gewinnen an Bedeutung. Angesichts der zahlreichen Vorteile ist das wenig überraschend: Automatische Parkhaussysteme kompensieren den Risikofaktor Mensch. Sie reduzieren die Wahrscheinlichkeit von Unfällen mit Personen- oder Blechschäden. Sie entlasten die Gesundheit und verringern zudem die Gefahr von Überfällen.
Platzsparend und barrierefrei
Außerdem sparen smarte Parkhäuser Platz. Flächen für Ein- und Ausfahrten sowie Fußgängergassen entfallen. Die Anlagen sind auch behindertengerecht, weil mobilitätseingeschränkte Menschen keine Barrieren überwinden müssen. Nachteil jedoch: Die Fördertechnik kann nur eine limitierte Anzahl an Fahrzeugen zur gleichen Zeit transportieren. Dadurch entstehen gegebenenfalls Engpässe bei der Aufnahme und Ausgabe von Fahrzeugen. Auch die vergleichsweise hohen Kosten für Bau, Wartung und Instandhaltung sind ein Makel.
„Ray“ regelt das
Die Vorteile intelligenter Parkhaustechnik genießen Autofahrer auch am Düsseldorfer Flughafen. Allerdings funktioniert das System anders. Ein Roboter, „Ray“, regelt alles. Er sieht aus wie ein hoch technisierter Gabelstapler, der mit zwei Stützarmen unter ein Fahrzeug greift. Er liest den Pkw in einer Übergangsstation auf und manövriert ihn wenige Zentimeter über dem Asphalt schwebend zum Stellplatz. Das tut er so intelligent, dass „Ray“ nach Angaben des bayerischen Entwicklers bis zu 60 Prozent mehr Autos in speziell für ihn konstruierten Parkhäusern unterbringen kann. Damit alles schnell abläuft, sind in Düsseldorf mehrere Roboter im Einsatz. Diese können Autofahrer benutzen, müssen es aber nicht.
Trotz der Platzeinsparung ringt „Ray“ um Akzeptanz. Ein Sprecher des Düsseldorfer Flughafens räumt gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) ein: „Der Parkroboter war bisher in der Spitze zu rund 60 Prozent ausgelastet, im Normalbetrieb eher zu 30 bis 40 Prozent.“ Das eigene Auto einem Computer anvertrauen: offenbar ein Gedanke, der manchen Autofahrern wiederstrebt. Dabei ist „Ray“ per Smartphone aktivierbar und kann Passagieren kurz nach ihrer Landung in Düsseldorf das jeweilige Fahrzeug schnell bereitstellen. Laut Sprecher hat sich „Ray“ aber langsam einen festen Kundenstamm aufgebaut.
Startup ermöglicht Indoor-Navigation
Neben Systemen zur Automatisierung machen auch andere Konzepte auf sich aufmerksam – die GPS-Technik des Startups „NAiSE Solutions“ zum Beispiel. Das Stuttgarter Unternehmen erweitert mithilfe spezieller Geräte das GPS-Netz – unter anderem in Gebäuden, beziehungsweise in Gebieten, wo es derzeit keinen GPS-Empfang gibt. So auch in Parkhäusern, die auf Navigationskarten bislang einen schwarzen Fleck hinterlassen.
GPS-Technik im Parkhaus
Die Hardware – ein Gerät, das wie ein WLAN-Router aussieht, aber ein GPS-Signal aussendet – kann in Parkhäusern verbaut werden und Autofahrer über die Navigationsgeräte ihres Pkw leiten. Das erleichtert die Parkplatzsuche. 2017 gegründet, wird das Startup vom EXIST-Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) und des Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert.
Eine größere Rolle spielt in Zukunft auch die Vernetzung von Parkhäusern. Im Idealfall sorgen sie für eine stärke Verbindung zwischen öffentlichem Nahverkehr, dem Fahrrad- und Autoverkehr – beispielsweise mit Fahrradstationen, Ladesäulen für Elektroautos und Stellplätzen für Carsharing-Fahrzeuge. An Ideen mangelt es also nicht, Parkhäusern zu einer Renaissance zu verhelfen – und ihre Wandlung vom ungemütlichen Betonbau zum sicheren und intelligenten Mobilitätshub zu fördern.
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