Alkohol oder Drogen am Steuer, wiederholtes Rasen: Wer Zweifel an seiner Fahreignung aufkommen lässt, muss zur medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU) – umgangssprachlich oft „Idiotentest“ genannt. Doch was erwartet Betroffene bei der MPU, und wie kann man sich darauf vorbereiten? Hier die wichtigsten Antworten.
Ein Drink ist doch kein Problem“, denken viele Autofahrende – ein gefährlicher Irrtum. Im Jahr 2023 starben 198 Menschen bei Unfällen unter Alkoholeinfluss. Wer betrunken fährt, riskiert hohe Strafen: Bußgeld, Punkte, Gerichtsverfahren, Führerscheinentzug. Wer Ausfallerscheinungen zeigt, dem droht bereits ab 1,1 Promille die Aufforderung der Führerscheinstelle zu einer medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU). Aber was bedeutet das konkret für die betroffenen Fahrerinnen und Fahrer?
Wofür gibt es die MPU?
Knapp 82.260 Personen müssen sich jährlich einer MPU unterziehen, von denen 61 Prozent diese erfolgreich oder durch eine Nachschulung absolvieren. Die Begutachtung soll sicherstellen, dass auffällig gewordene Fahrerinnen und Fahrer in Zukunft keine Gefahr mehr für sich und andere im Straßenverkehr darstellen.
Der häufigste Grund für eine MPU ist Alkohol am Steuer.
Rund jeder zweite Fahrer bzw. jede zweite Fahrerin, die sich wegen des Anlasses „Alkohol“ einer MPU unterziehen, werden nach der MPU als geeignet zum Führen eines Fahrzeuges eingestuft, weitere 7,1 Prozent erhielten die Empfehlung zur Teilnahme an einem Kurs zur Wiederherstellung der Kraftfahreignung, der Rest muss erneut seine Eignung unter Beweis stellen.
Wer muss zur MPU?
Alkohol am Steuer ist mit rund 39 Prozent der häufigste Grund für eine MPU. Wer einmal oder wiederholt beim Fahren unter Alkoholeinfluss auffällt oder in einen Unfall verwickelt ist, muss glaubhaft versichern, künftig Alkohol und Autofahren strikt zu trennen.
Bei illegalen Drogen reicht es bereits aus, wenn ein Hinweis auf den Konsum vorliegt, um eine MPU zu verlangen. Auch bei wiederholtem Rasen kann die Fahreignung infrage gestellt werden.
Wie läuft die MPU ab?
Zur MPU gehören ein medizinischer Check und ein psychophysiologischer Leistungstest, etwa zur Überprüfung der Reaktionsschnelligkeit und Belastbarkeit. Außerdem findet ein ausführliches Gespräch mit einer Psychologin oder einem Psychologen statt. Dabei soll festgestellt werden, ob man sich selbstkritisch und ernsthaft mit dem eigenen Fehlverhalten auseinandergesetzt hat und ob es tatsächlich der Vergangenheit angehört. Offenheit ist hier wichtig: Über Ängste zu sprechen, kann sogar ein Pluspunkt sein, da es auf eine echte Auseinandersetzung mit Problemen hinweist.
Während der Begutachtung werden zentrale Fragen gestellt, wie: Was war der Fehler? Wie kann man sicherstellen, in Zukunft keine Gefahr mehr für sich und andere darzustellen?
Wenn diese Fragen überzeugend beantwortet werden, bestehen gute Chancen, dass die Gutachtenden eine positive Empfehlung an die Führerscheinstelle weiterleiten – und die betroffene Person schnell wieder fahren darf.
Kann man sich auf die MPU vorbereiten?
Die Fragen der MPU gehen tief in die eigene Persönlichkeit. Es ist wenig hilfreich, vermeintlich richtige Antworten auswendig zu lernen. Gutachterinnen und Gutachter wollen sehen, dass auffällig gewordene Fahrende ihr Fehlverhalten tatsächlich verstanden haben und ihr Verhalten langfristig ändern möchten. Was hilft: Im Freundeskreis oder der Familie über sein Fahrverhalten und über den Umgang mit Alkohol und Drogen sprechen. Auch Ärztinnen und Ärzte sowie Beratungsstellen stehen zur Unterstützung zur Verfügung.
In MPU-Vorbereitungskursen werden die späteren Fragen ohne den Druck des Ernstfalls durchgespielt. Nach einer Bestandsaufnahme der eigenen Auffälligkeiten werden Ansätze zur Verhaltensänderung entwickelt: Wie kann man besser mit privatem und beruflichem Stress umgehen? Wie lässt sich Alkoholkonsum beim Feiern einschränken? Es folgt eine Erprobungsphase, die auch Strategien für den Umgang mit Rückfällen umfasst.
Trainerinnen und Trainer solcher Vorbereitungskurse sollten studierte Psychologinnen und Psychologen mit einer entsprechenden Zusatzausbildung sein. Unseriöse Anbieter erkennt man an unhaltbaren Versprechungen wie „100-Prozent-Chance“ und „Geld-zurück-Garantie“ und sollte sie meiden.
Wie findet man eine MPU-Begutachtungsstelle?
Um ein MPU-Gutachten müssen sich Betroffene selbst kümmern: Aus der Liste anerkannter Organisationen wählt man dazu einen Träger in der Nähe und meldet sich dort an. Die Kosten liegen zwischen 400 und 800 Euro, abhängig davon, ob es um Alkohol-, Drogen- oder andere Auffälligkeiten geht. Ein Vorbereitungskurs bei spezialisierten Anbietern ist empfehlenswert, um sich frühzeitig mit der eigenen Problematik (z. B. Alkohol, oder Drogen) auseinanderzusetzen.
Die Bundesanstalt für Straßenwesen legt Wert auf Transparenz: Wer sich bei der MPU unfair behandelt fühlt, kann online ein Beschwerdeformular für die Untersuchung oder die Begutachtungsstelle herunterladen.
Was passiert, wenn man die MPU nicht besteht?
Kann man beim Test und im Gespräch mit der Psychologin oder dem Psychologen nicht überzeugen, fällt das Gutachten entsprechend negativ aus. Die Begutachtenden können dann selbst entscheiden, ob der Fall bei der Führerscheinstelle innerhalb der gesetzten Frist eingereicht wird – sollte dies nicht der Fall sein, wird der Vorfall allerdings ebenso negativ gewertet. Das Gutachten ist ein wichtiger Baustein für die Führerscheinstelle bei der Entscheidung, ob der Betroffene seinen Führerschein möglicherweise ganz abgeben muss oder nicht. Die MPU kann theoretisch beliebig oft wiederholt werden – im Optimalfall wurde beim erneuten Anlauf aus den Ausgangsfehlern gelernt.
Es geht um mehr als den Führerschein
Ein angenehmes Gefühl ist es zwar nicht, wenn die eigene Fahreignung und Persönlichkeit auf dem Prüfstand stehen. Doch wer sich ernsthaft mit sich selbst und dem eigenen Verhalten auseinandersetzt, merkt schnell, dass dies nicht nur bei der MPU hilft. Auch das Miteinander im Privat- und Berufsleben profitiert davon, sich kritisch mit dem eigenen Verhalten zu beschäftigen. Ausführliche Informationen zur MPU bietet die Broschüre der Bundesanstalt für Straßenwesen.
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Aktualisierte Fassung, ursprüngliche Veröffentlichung am: 11. Juli 2017