Weit und breit

Moderne Pkw-Modelle sind deutlich breiter als ihre Vorgänger. Das führt zunehmend zu Problemen im Straßenverkehr.

06. Juli 2020
2 Minuten

Viele Autofahrer haben das Gefühl, dass der Platz auf den Straßen immer weniger wird. Mit diesem Eindruck liegen sie gar nicht so falsch. Doch die Ursachen sind nicht nur mit einem steigenden Verkehrsaufkommen und der Beliebtheit von großformatigen SUVs zu erklären. Auch vermeintlich kompakte Fahrzeuge haben im Laufe der Zeit an Größe zugelegt – mit einigen Konsequenzen.

Pkw wachsen mit jeder Modell-Generation

Auf Deutschlands Straßen wird es langsam aber stetig enger. Nicht nur die Anzahl der Fahrzeuge ist in den letzten Jahrzehnten gestiegen. Auch die Fahrzeuge selbst sind sprichwörtlich „in die Breite“ gegangen. Einer Studie zufolge betrug die durchschnittliche Fahrzeugbreite 1990 noch 1,68 Meter – 2017 waren es bereits knapp 1,80 Meter. Ein Plus von zwölf Zentimetern. Tendenz: steigend. Leider sind Stellplätze und Fahrstreifen im selben Zeitraum nicht proportional „mitgewachsen“. So ergibt sich im Alltag vieler Verkehrsteilnehmer nicht nur ein gefühlter Platzmangel. Das Mehr an Breite birgt mitunter konkrete Probleme und Unfallrisiken.

Wer jetzt denkt, dass davon nur die Fahrer ohnehin größerer SUVs betroffen sind, liegt falsch. Auch die Modelle anderer Fahrzeugklassen sind im Laufe der Zeit größer geworden. Beispielsweise ist der Kompaktwagen „Golf“ von Volkswagen zwischen der ersten Generation von 1974 und der aktuell achten (seit 2019) knapp 20 Zentimeter breiter geworden. Knapp 70 Prozent aller Neufahrzeuge sind heute breiter als zwei Meter, wenn man die Außenspiegel mit einberechnet. Besonders bemerkbar macht sich das etwa in Parkhäusern.

Vorsicht in Parkhäusern …

Gemäß Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) müssen Parkplätze dort mindestens 2,30 Meter breit sein. Somit bleibt oft nicht viel Platz zum Rangieren, Ein- und Aussteigen. Kurven sind oft ungewohnt eng und die Sichtweite eingeschränkt. Andere Fahrzeuge verdecken mitunter Fußgänger. Deshalb sollten Autofahrer in Parkhäusern besonders rücksichtsvoll sein. Fahren Sie nicht schneller als Schrittgeschwindigkeit und seien Sie stets bremsbereit, besonders beim Rückwärtsausparken. Eingeklappte Spiegel vermeiden Schäden am geparkten Fahrzeug und sorgen für etwas mehr Platz links und rechts.

… und bei Fahrstreifenverengungen

Auch in Autobahnbaustellen kann die Fahrzeugbreite das Unfallrisiko erhöhen. Bei zwei Fahrstreifen ist der linke in der Regel schmaler als der rechte. Wenn zusätzlich Verkehrsschilder die maximal zulässige Breite auf zwei Meter beschränken, dürfen breitere Fahrzeuge den Fahrstreifen nicht benutzen. Gemäß StVO ist damit die Gesamtbreite des Fahrzeugs, inklusive der Außenspiegel, gemeint. Achtung: Im Fahrzeugschein ist die Breite jedoch ohne die Spiegel vermerkt. Wer unsicher ist und um Bußgelder zu vermeiden, sollte man die Fahrzeugbreite von Spiegelkante zu Spiegelkante kennen.

Ohnehin sollten Autofahrer bei verengten Fahrstreifen den verringerten Seitenabstand berücksichtigen, besonders wenn Lkw unterwegs sind. Deren Heck kann durch Lenkbewegungen an Baustellenein- und ausfahrten ausschwenken. Passen Sie grundsätzlich Ihre Geschwindigkeit den Verkehrsbedingungen an und fahren möglichst versetzt oder besser hinter anderen Verkehrsteilnehmern. Das vermindert das Risiko seitlicher Kollisionen.

Neues Fahrzeug? Langsam eingewöhnen!

Besonders wenn man auf ein neueres Fahrzeug umsteigt ist es wichtig, sich zunächst vorsichtig mit dessen Dimensionen vertraut zu machen. Oft dauert es einige Zeit, bis man die Abmessungen im Fahralltag verinnerlicht hat. Das richtige Einschätzen und die Beherrschung des eigenen Fahrzeugs sind essentiell für die Senkung von Unfallrisiken.

Beim Überholen den Sicherheitsabstand einhalten

In schmalen Straßen und vor engen Kurven sollte man grundsätzlich besonders vorsichtig sein. Fahren Sie langsam an entgegenkommenden Fahrzeugen vorbei und nehmen Sie, wenn möglich, Blickkontakt mit dem Fahrer auf. Für das Überholen von Radfahrern gilt innerorts ein Mindestabstand von anderthalb, außerorts von zwei Metern. Wenn der Platz für den gebotenen Sicherheitsabstand nicht ausreicht, müssen Autofahrer warten.

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