Was Winterreifen so besonders macht

Besonders im Winter sind die Anforderungen an die Reifen hoch. Was Sie für eine sichere Fahrt wissen müssen.

07. November 2019
4 Minuten

Die Tage werden kürzer, die Temperaturen sinken, und nachts kann es den ersten Frost geben: Spätestens jetzt sollten Autofahrer von Sommer- auf Winterreifen wechseln. Denn mit falschen Reifen unterwegs zu sein, erhöht das Unfallrisiko und kann ein Bußgeld bedeuten.

Reifen können viele Schäden haben

Die meisten Autofahrer schenken den Reifen an ihren Fahrzeugen viel zu wenig Aufmerksamkeit. Dabei sind die Reifen für die Fahrsicherheit ähnlich wichtig wie gut funktionierende Bremsen. Die möglichen Schäden und Fehler sind vielfältig: Überalterung, abgenutztes Profil, eingefahrene Fremdkörper oder eine spröde Reifenflanke durch falsche Lagerung. Dabei ist gute Bereifung gerade im Winter besonders wichtig – nicht zuletzt, weil es gesetzlich vorgeschrieben die sogenannte situative Winterreifenpflicht gibt.

Die situative Winterreifenpflicht

Wer bei winterlichen Straßenbedingungen ohne Winterreifen unterwegs ist, muss mit einem Bußgeld rechnen. Ist der Fahrer auch gleichzeitig der Fahrzeughalter, fällt das Bußgeld sogar höher aus. Abhängig davon, ob zum Zeitpunkt des Verstoßes auch eine Behinderung oder Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer vorliegt oder es sogar zu einem Unfall kommt, kann das Bußgeld weiter steigen. Zusätzlich gibt es dann auch einen Punkt in Flensburg.

Es gibt keine generelle Winterreifenpflicht in Deutschland

Die situative Winterreifenpflicht soll für mehr Sicherheit im Straßenverkehr sorgen. Für Autofahrer bedeutet das Eigenverantwortung bei der Entscheidung, da es keine feste Winterreifen-Periode gibt. Experten empfehlen von O bis O: Oktober bis Ostern. Fakt ist, dass bei Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte nur gefahren werden darf, wenn die Reifen mit dem neuen Alpine-Symbol auf der Flanke, ein Bergpiktogramm mit Schneeflocke, gekennzeichnet sind. Winterreifen mit der bisher gängigen M+S-Zeichen, die bis einschließlich Dezember 2017 gefertigt wurden, haben bis zum 30.09.2024 Bestandsschutz und dürfen ebenfalls verwendet werden

Die Eigenschaften von Winterreifen

Im Unterschied zu Sommerreifen haben Winterreifen eine weichere Gummimischung. Sommerreifen sind etwas härter, um bei sommerlichen Temperaturen den Verschleiß zu reduzieren. Winterreifen dagegen müssen auch bei Minusgraden weich und geschmeidig bleiben. Nur so gewährleisten sie eine optimale Bodenhaftung auf kalten Straßen. Auch das Profil ist ganz anders: Autofahrer erkennen Winterreifen an den kleinen Lamellen in der Lauffläche. Die sorgen dafür, dass das Gummi möglichst gut auf dem Untergrund haftet und sich regelrecht in Schnee und Eis „hineinfrisst“. In der Regel bieten Sommerreifen bedingt durch Gummimischung und Profil eine bessere Haftung auf trockener oder nasser Straße. Auf Schnee, Raureif- oder Eisglätte sind sie gegenüber einem Winterreifen aber chancenlos. Dagegen nutzen Winterräder sich bedingt durch die weichere Gummimischung schneller ab. Sie haben in der Regel einen etwas höheren Verbrauch, und durch ihre Lamellen und die vergrößerte Profil-Oberfläche verursachen sie ein etwas lauteres Abrollgeräusch.

Den richtigen Winterreifen finden

Bei der Wahl des richtigen Winterreifens hilft zunächst der Blick in die Fahrzeugpapiere. Hier ist die vom Hersteller empfohlene Reifengröße zu finden. In der Regel sind aber auch andere Größen für das jeweilige Fahrzeug zugelassen. Infos dazu gibt es im Reifenhandel. Welcher Reifen richtig gut ist, zeigen die Reifentests der Automobilclubs und Fachzeitschriften. Hier werden die Unterschiede zwischen qualitativ guten und schlechten Reifen deutlich. Wichtig: Der Reifen sollte möglichst aus diesem Jahr sein und nicht schon lange liegen. Auskunft gibt die sogenannte DOT-Nummer (siehe Infobox unten). Und er muss das Alpine-Bergsymbol auf der Reifenflanke tragen. Auskunft über Verbrauch, Fahreigenschaften bei Nässe und Fahrgeräusch gibt der Reifensiegel-Aufkleber auf dem Reifen. Mit Reifen eines Markenherstellers machen Autofahrer nichts falsch.

Alter und Optik sind wichtige Anhaltspunkte

Grundsätzliche Checks für Reifen betreffen die Profiltiefe und das Alter. Darauf sollten Autofahrer auch bei Sommerreifen achten. Gesetzlich vorgeschrieben sind sowohl bei Sommer- als auch bei Winterreifen 1,6 Millimeter als Mindestprofiltiefe. Dafür gibt es an Autoreifen sogenannte Verschleißmarken. Je weniger Profil, desto weniger Wasser kann verdrängt werden: Und im Ernstfall verlängert das den Bremsweg. Experten empfehlen daher, bei vier Millimetern Restprofil die Winterreifen gegen neue zu tauschen. Tipp: Euromünze so in die Rillen des Reifens stecken, dass sie aufrecht steht und man „1 Euro“ ablesen kann. Bei einem Profil von mindestens vier Millimetern muss der untere Rand der „1“ im Reifen verschwinden. Unterschiedlich abgefahrene Reifen lassen übrigens auf einen Defekt am Fahrwerk schließen. Und Achtung: Sie weisen dann einen unterschiedlichen Rollumfang auf. Die Sensoren von ABS und ESP liefern dann verwirrende Werte und diese Sicherheitssysteme arbeiten nicht mehr richtig.

Regelmäßig die Reifen checken

Autoreifen altern, schlechte Lagerung kann den Prozess sogar beschleunigen: Sie sollten kühl und dunkel – auf jeden Fall ohne direkte Sonneneinstrahlung – und auf Felgen liegend gelagert werden. Bei der Beurteilung der Winterreifen sollten sich Autofahrer jedenfalls nicht allein auf die sogenannte DOT-Nummer (siehe Infobox) verlassen, die den Zeitpunkt der Herstellung benennt. Eine Sichtprüfung der Reifen gehört mit zum Check. Haben die Winterreifen feine Risse in den Seiten, sind die Reifenflanken beschädigt oder steckt gar ein Fremdkörper (z. B. eine Schraube) in der Lauffläche? Grundsätzlich sollten Reifen, die älter als sechs Jahre sind, in engeren Abständen überprüft werden. Da die Gummimischung mit steigendem Alter spröder wird, sollten insbesondere Winterreifen nicht älter als zehn Jahre sein, auch wenn das Profil noch ausreichend erscheint. Denn sprödes Material wird bei Minusgraden noch härter, und die Gefahr von Unfällen und Pannen steigt.

DOT-Nummer: So alt sind Ihre Reifen

Die DOT-Nummer gibt das Alter des Reifens an. Sie ist in die Reifenflanke geprägt, dabei sind die letzten vier Ziffern interessant: Das erste Ziffernpaar gibt die Produktionswoche an, das zweite Ziffernpaar das Produktionsjahr. Ein Reifen mit DOT 0517 beispielsweise wurde in der fünften Kalenderwoche 2017 produziert.

Bilder: shutterstock