Was hilft gegen den Lkw-Parkplatzmangel?

Wie Ausbau, Apps und intelligente Lösungen dazu beitragen können, den Mangel an Lkw-Parkplätzen zu lösen.

24. April 2025
3 Minuten

Online shoppen und sich neue Schuhe, Lebensmittel oder Bücher bequem nach Hause liefern lassen – für viele Menschen ist das Alltag. Möglich machen das Lkw-Fahrerinnen und -Fahrer, die mehr als 70 Prozent des Güterverkehrs abwickeln.

Genügend Pausen für sichere Fahrten

Um die Ware sicher zu transportieren, brauchen die Lkw-Fahrerinnen und -Fahrer ausreichend Pausen und Ruhezeiten.

Lenk- und Ruhezeiten im Lkw

Spätestens nach 4,5 Stunden Fahren müssen Lkw-Fahrende die Lenkzeit für mindestens 45 Minuten unterbrechen und diese Pause zur Erholung nutzen. Lkw-Fahrerinnen und -Fahrer müssen eine tägliche Ruhezeit von 11 Stunden einhalten und dürfen maximal 9 Stunden pro Tag fahren. Es gibt noch weitere, zum Beispiel Sonder- und Wochenregelungen.

Berufskraftfahrende müssen ihre Lenk- und Ruhezeiten dokumentieren.

Dirk Baumgart ist Lkw-Fahrer und mag seinen Beruf: „Ich mache den Job gerne, aber ich spreche mit vielen Fahrern, die aufhören wollen.“ Einen Auslöser dafür sieht Dirk Baumgart im Mangel an geeigneten Parkplätzen. Auf diese sind die Lkw-Fahrerinnen und -Fahrer aber angewiesen, um ihren Beruf sicher ausüben zu können.

83 Prozent der Lkw-Fahrenden haben laut einer Umfrage schon einmal aus Parkplatzmangel falsch geparkt. Fast die Hälfte stand schon als sogenannter „Geisterparker“ auf Ein- oder Ausfahrten von Raststätten. Knapp zwei Drittel der befragten Lkw-Fahrerinnen und -Fahrer gaben an, bereits am Steuer eingeschlafen zu sein.

Ab 17 Uhr ist meist alles voll.

- Lkw-Fahrer Dirk Baumgart

Hauptursache für den Parkplatzmangel ist der wachsende Straßengüterverkehr. Martin Schmotz, Experte für Netzplanung bei der Autobahn GmbH des Bundes, sagt: „Die Zahl der abgestellten Lkw ist kontinuierlich gestiegen.“

Mehr Parkmöglichkeiten, weniger Stress

Um diese Situation zu verbessern, sind im Bundeshaushalt für den Neubau, Umbau und Ausbau von Rastanlagen an der Bundesautobahn jährlich 100 Millionen Euro vorgesehen. So entstanden von 2018 bis 2023 rund 3.300 neue Stellplätze an Rastanlagen des Bundes. Bis Ende 2025 sollen 45 weitere Rastanlagenprojekte folgen. Das Ziel: Bis Ende 2030 sollen sich rund 170 Rastanlagenprojekte im Bau oder in der Planung befinden.

Angesichts der rasanten Zunahme des Güterverkehrs sind weitere Lösungen gefragt. Dafür setzen das BMDV und Die Autobahn GmbH des Bundes auf innovative Ansätze:

  • Telematische Parkverfahren: Intelligente Systeme ermöglichen es, bis zu drei Lkw hintereinander in langen Schrägparkbuchten abzustellen. Das System organisiert die Reihenfolge nach Abfahrtswunsch: Wer früh losfahren muss, steht vorne.

    Der Vorteil: Die sonst notwendigen Fahrgassen zwischen den Stellplätzen können eingespart und für zusätzliche Stellplätze genutzt werden. Die Parkfläche vergrößert sich dadurch um die Hälfte. Laut Martin Schmotz von der Autobahn GmbH liegt ein weiterer Vorteil darin, dass der Einbau von telematischen Systemen auch nachträglich an vorhandenen Parkflächen möglich ist.
  • Rückwärtseinparken: Eine weitere Möglichkeit, den vorhandenen Parkraum effizienter zu nutzen, ist das Rückwärtseinparken. Die Lkw fahren rückwärts aus einer Fahrgasse in einen Schrägstellplatz ein und verlassen den Stellplatz vorwärts wieder in dieselbe Fahrgasse. So kann eine der sonst notwendigen zwei Fahrgassen eingespart werden.

    Allerdings kann das Verfahren auch Risiken mit sich bringen, sagt Martin Schmotz von der Autobahn GmbH: „Andere Verkehrsteilnehmende rechnen nicht unbedingt mit rückwärts einparkenden Lkw.“ Deshalb wird es zunächst in Pilotprojekten getestet und wissenschaftlich begleitet.
  • Digitale Lösungen: Anwendungen wie die „Autobahn-App“ zeigen in Echtzeit, wo noch Stellplätze frei sind. Lkw-Fahrerinnen und -Fahrer können mit der App vorausschauen, wie die Parkplatzsituation entlang ihrer Route ist. Diese Lösung sollte aber nur vor der Fahrt, bei Zwischenstopps oder von Mitfahrenden genutzt werden, um während der Fahrt die Aufmerksamkeit auf der Straße zu halten.

    In Zukunft soll es mit der „Autobahn-App“ möglich sein, Stellplätze vorab zu reservieren. So können Lkw-Fahrende ihre Pausen- und Ruhezeiten planen, bevor sie losfahren. Dafür wird derzeit ein Stellplatzinformationsdienst entwickelt: Dieser soll auf Basis von Lkw-Mautdaten die Belegung der Rastanlagen bundesweit ermitteln und bis Mitte 2026 einsatzbereit sein.
  • Förderung privater Lkw-Parkplätze: Über ein Förderprogramm des BMDV wurden bereits mehr als 2.200 zusätzliche Lkw-Parkplätze in der Nähe von Autobahnen auf privaten Flächen wie Autohöfen oder Speditionsgeländen bewilligt und mehr als 1.100 bereits gebaut.

    Voraussetzung ist, dass die Anlagen auch sanitäre Einrichtungen für externe Lkw-Fahrerinnen und Fahrer bieten.

Lkw-Fahrer Dirk Baumgart hat einen Vorschlag, wie sich die Situation entspannen könnte: „Wir brauchen an den Be- und Entladestellen Stellplätze mit kostenlosen Duschen und Toiletten. Das würde schon vieles verbessern.“ Durch ein Zusammenspiel dieser verschiedenen Ansätze könne sich die Lage für alle Verkehrsteilnehmenden spürbar entspannen, sagt auch Dirk Engelhardt, Vorstandssprecher des Bundesverbandes Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) e. V.

Respekt für Lkw-Fahrende

Ohne Lkw funktioniert unser Alltag nicht.

– Dirk Engelhardt, Vorstandssprecher beim Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) e. V.

Von Seiten der anderen Verkehrsteilnehmenden wünscht sich Dirk Engelhardt mehr Respekt für die Lkw-Fahrerinnen und -Fahrer: „Wir müssen froh sein um jede Kollegin und jeden Kollegen, die diesen Job machen. Denn ohne Lkw funktioniert unser Alltag nicht.“

Bilder: Shutterstock, Autobahn GmbH