Unterwegs mit dem Wohnmobil

Sechs unverzichtbare Tipps für eine sichere Reise mit dem Wohnmobil.

05. Oktober 2017
4 Minuten

Das Jahr 2019 war auf dem Reisemobilmarkt ein Jahr der Rekorde. Knapp 27.000 Wohnmobile wurden in Deutschland neu registriert. Damit stieg die Zahl der Neuzulassungen im Vergleich zu 2018 um mehr als 10 Prozent. Doch worauf sollten Anfänger wie Routine-Fahrer achten? Mieten oder kaufen? Welchen Führerschein braucht es? Und wie fährt sich ein Wohnmobil – noch dazu unter ungewohnten Bedingungen? „Runter vom Gas“ gibt sechs wichtige Tipps für den Urlaub in den eigenen vier Wänden.

Wer hat noch nicht davon geträumt: Einfach losfahren ohne zu buchen, sich treiben lassen, dort anhalten, wo es einem gefällt. Urlaub im Wohnmobil kann so schön sein. Voraussetzung: Man hat sich vorher ausgiebig informiert, sich gut beraten lassen und den Trip rechtzeitig geplant. Denn ganz so flexibel, wie es sich mancher erhofft, lässt sich der Camping-Urlaub nicht gestalten. Hier die wichtigsten Tipps:

1. Die Geschwindigkeit

Grundsätzlich gilt natürlich: Beachten Sie Wetter-, Sicht- und Straßenverhältnisse ­– und passen Sie ihre Geschwindigkeit an. Zudem müssen Camper noch einige andere Regeln beachten: Für Reisemobile bis zu 3,5 Tonnen gelten deutschlandweit die gleichen Regeln wie für Pkws. Wohnmobile, die zwischen 3,5 und 7,5 Tonnen wiegen, dürfen außerhalb geschlossener Ortschaften mit bis zu 80 km/h und auf Autobahnen mit bis zu 100 km/h gefahren werden. Für Reisemobile mit einer Gesamtmasse über 7,5 Tonnen gilt außerorts die Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h und auf Autobahnen 80 km/h. Mit Anhänger dürfen Camper ebenfalls mit höchstens 80 km/h unterwegs sein. Wer jedoch bis zu 100 km/h fahren möchte, erhält bei der Zulassungsbehörde eine Tempo 100-Plakette, vorausgesetzt sein Gespann erfüllt bestimmte technische Voraussetzungen. Bei Dränglern gilt es, Ruhe zu bewahren. Angepasstes Tempo entlastet außerdem das Urlaubsbudget, denn es senkt den Verbrauch deutlich. „Reisen statt rasen“ ist das Motto des erfahrenen Campers.

2. Das Beladen

Schwere Teile sollten nach unten geladen werden, idealerweise in den Bereich der Achse. Bei Kurvenfahrten wird das Fahrzeug so durch einen tief liegenden Schwerpunkt stabilisiert. Beim Beladen auf das zulässige Gesamtgewicht achten. Bevor es losgeht, alles gut verstauen, schwere Gegenstände gut befestigen. Ein herumliegendes Tablet oder ein Laptop können schon bei leichtem Bremsen zu gefährlichen Geschossen werden.

3. Der Führerschein

Mit der normalen Pkw-Fahrerlaubnis Klasse B kann man ein Wohnmobil mit bis zu 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht fahren. Für größere Fahrzeuge bis 7,5 Tonnen wird die kleine Lkw-Fahrerlaubnis C1 benötigt. Wer seine Pkw-Fahrerlaubnis allerdings vor 1999 erhalten hat, also noch den sogenannten "Roten Lappen" besitzt, darf auch damit Wohnmobile bis 7,5 Tonnen bewegen.

Werden alte Führerscheine in den modernen EU-Kartenführerscheine umgetauscht, wird die alte Fahrerlaubnisklasse 3 in die neuen Klassen B und C1 und C1E umgeschrieben, so dass weiterhin bis 7,5 Tonnen gefahren werden darf. Für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen wird in jedem Fall die Fahrerlaubnisklasse C benötigt. Wichtig: Ab dem 50. Lebensjahr müssen die Klasse C, C1 und C1E Fahrerlaubnisse alle 5 Jahre verlängert und dazu ein Gesundheitscheck absolviert werden, sonst erlischt die Fahrerlaubnis. 

Mit den jeweiligen Führerscheinen dürfen auch Anhänger am Wohnmobil gezogen werden. Je nach Gewicht von Hänger oder Gespann können allerdings zusätzliche Fahrerlaubnisse (BE, C1E, CE) oder Fahrerlaubniserweiterungen (B96, CE96) notwendig werden.

Von 2016 bis 2019 ist die Zahl der Neuzulassungen von Wohnmobilen um mehr als 36 Prozent gestiegen.

4. Die Versicherungen

Neben einer obligatorischen Haftpflichtversicherung kann der Mieter sich zwischen Voll- und Teilkaskoversicherungen entscheiden, letztere haben oft einen hohen Anteil an Selbstbeteiligung, teilweise mehr als 1.500 Euro. Vor allem Anfängern ist zu raten, die Selbstbeteiligung zu reduzieren. Außerdem ist es empfehlenswert, einen Auslandskrankenschutz und eine Reiserücktrittsversicherung abzuschließen.

5. Die Sicherheit

Jeder Einsteiger sollte eine Probefahrt machen. Wohnmobile sind deutlich breiter als normale Pkw. Lkw sollte man nur mit genügend Abstand überholen, da ein gefährlicher Unterdruck entstehen kann, der Fahrzeuge zueinander hinzieht. Auch das Rückwärtsfahren und Abbiegen sollte geübt werden. Denn durch die höhere Bauweise ist die Sicht eingeschränkt. Der Bremsweg ist deutlich länger als beim Pkw.

6. Mieten oder kaufen?

Der Einsteiger sollte erst einmal ein Wohnmobil mieten. Zwar klingt der Urlaub auf vier Rädern nach endloser Freiheit. Doch in Europa ist wildes Campen kaum gestattet, das bedeutet: Übernachten muss man meistens auf Campingplätzen. Ob man dafür geschaffen ist, sollte man erst einmal prüfen, bevor man sich ein teures Wohnmobil anschafft. Wer mietet, sollte sich nach Freikilometern erkundigen und prüfen, ob alle Gebühren, zum Beispiel die Endreinigung, im Preis enthalten sind. Wer sein Wohnmobil von einer Privatperson mietet, muss darauf achten, dass es als Selbstfahrervermietfahrzeug zugelassen ist – ansonsten sind sämtliche Versicherungen bei einer Vermietung ungültig.

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