Ampelphasenassistent: Das Auto weiß, wann grün wird

In Pilotprojekten werden Apps getestet, die dem Fahrer sagen, wann eine Ampel grün ist. Ob das zum Rasen verleitet?

14. Juni 2019
2 Minuten

Autonomes Fahren ist in aller Munde, doch bis Autos wirklich selbstständig und ohne Mitwirken eines Menschen über die Straßen rollen, werden noch einige Jahre vergehen. Die Digitalisierung bringt allerdings im Bereich assistiertes Fahren Neuerungen, die schon bald Alltag sein werden. Beispiel: Ampelphasenassistenten, oder besser: eine App für die grüne Welle.

Erste erfolgreiche Tests des Ampelphasenassistenten

In verschiedenen Pilotprojekten wurden Ampelphasenassistenten in Deutschland bereits getestet. Beispiel Hamburg: 2018 erhielten Fahrer von Testfahrzeugen entlang ausgewählter Strecken mit insgesamt 60 Ampeln laufend aktualisierte Infos, in welchem Tempo sie die nächste Ampel bei grün erreichen beziehungsweise wie lange diese noch rot sein wird.

So funktioniert der Ampelphasenassistent

Ampelphasenassistenten verknüpfen verschiedene Datenbestände und Computerprogramme. Beim Hamburger Gemeinschaftsprojekt stellte die Stadt die Rohdaten der Ampeln über eine Schnittstelle zur Verfügung. Ein Prognoseprogramm erstellte daraus für jedes Testfahrzeug individuelle Prognosen. 

Die wurden über eine weitere Kommunikationsschnittstelle an die Navigationsgeräte der Autos übertragen, die mit einer speziellen Ampelphasenassistenten-App ausgestattet waren. Während der Fahrt ermittelte die App dann mittels Standortdaten und aktueller Geschwindigkeit des Autos, mit welchem Tempo sich die nächste Ampel bei grün erreichen ließ.

Kein Signal zum Gas geben

Wer jetzt glaubt, dass ihm die App sagt, wann er Vollgas geben muss, um die nächste grüne Ampel zu schaffen, liegt falsch. Der Fahrer soll vielmehr darüber informiert werden, ob er mit einer niedrigeren als der erlaubten Höchstgeschwindigkeit flüssiger vorankommt, also ohne zusätzliche Stopps.

Das erhöht auch die Verkehrssicherheit, da die Verkehrsteilnehmer vorausschauender und entspannter fahren. Und senkt den Verbrauch. „In unseren Tests ist die Zahl der Autos, die im Verkehr bis zum Stillstand abbremsen müssen, um rund 20 Prozent gesunken. Dies schont das Zeitbudget der Fahrer und hat im Pilotprojekt etwa 15 Prozent Kraftstoff gespart“, berichtet Michael Zweck, Projektleiter Audi Ampelinformation, von den Ergebnissen eines anderen Tests in den USA. Audi stellte auch die Fahrzeuge für das Hamburger Pilotprojekt zur Verfügung.

Ampelphasenassistenten sind insbesondere hilfreich, wenn die Steuerung von Ampelschaltungen nicht mehr fix, sondern dynamisch erfolgt und sich dem aktuellen Verkehr anpasst.

Die Geschichte der grünen Welle

1917 gab es in der US-Stadt Salt Lake City eine manuell koordinierte Schaltung von sechs Ampeln. 1926 wurde eine ebenfalls manuell gesteuerte grüne Ampelwelle auf der Leipziger Straße in Berlin eingeführt. In Deutschland wurden ab den 1950er-Jahren automatisch abgestimmte Ampeln eingerichtet. Mit einer bestimmten Geschwindigkeit sollten die Autofahrer jede Ampel in der Grünphase erreichen.

Ampelphasenassistent ab 2020 verfügbar

Nach dem erfolgreichen Pilotprojekt will die Verkehrsbehörde Hamburg Daten von rund 1.000 Ampelanlagen im gesamten Stadtgebiet erheben und allen interessierten Entwicklern zur Verfügung stellen. Die Daten lassen sich dann auch für andere Apps nutzen. Ab 2020 sollen die ersten Fahrzeuge mit der eingebauten grünen Welle durch die Hansestadt fahren.

Bilder: Shutterstock