Die Wüste bebt

Nirgendwo sind Lkw wohl so groß wie in Australien: Die Road Trains sind Giganten der Straße.

26. April 2018
2 Minuten

Die Erde zittert, wenn sich im australischen Hinterland ein Road Train nähert. Die Straßen-Züge sind die wohl größten und schwersten Lkw der Welt. Einheimischen sind die Giganten bestens vertraut. Die meisten Touristen dürften von den Road Trains jedoch erstaunt sein. Hintergründe über die Kolosse in „Down Under“.

Allein die Daten flößen Respekt ein: 53,5 Meter lang. Bis zu 4,60 Meter hoch. 135,5 Tonnen schwer. Das sind die zulässigen Höchstmaße der australischen Road Trains. Die Giganten verfügen über eine Zugmaschine mit mindestens 500 PS, maximal vier Anhänger und 18 Achsen. Sie sind mit bis zu 100 Kilometern pro Stunde unterwegs – häufig auf unbefestigten Straßen. Lkw mit diesen Dimensionen unterliegen laut „National Heavy Vehicle Regulator“ (NHVR) bestimmten Beschränkungen. So dürfen sie unter anderem nicht in Innenstädte fahren. Lkw mit einer maximalen Länge von 19 Metern und einem Gewicht bis zu 43,5 Tonnen dürfen hingegen uneingeschränkt auf öffentlichen Straßen in Australien fahren.

Unterwegs im sechstgrößten Land der Welt

Für die Logistikbranche sind die XXL-Trucks unersetzlich. Sie transportieren – tausende Kilometer weit – alle Arten von Gütern: Lebensmittel, Tiere, Kraft- und Rohstoffe. Damit sichern sie im flächenmäßig sechstgrößten Land der Welt insbesondere die Versorgung abgelegener Gebiete. Denn: Manche Farmen und Siedlungen liegen fernab von Bahnhöfen.

Um einen Koloss dieser Art zu fahren, müssen Anwärter die Prüfung für den „Road Train-Führerschein“ bestehen. Grundvoraussetzung ist auch: mindestens drei Jahre den regulären Führerschein besitzen und nicht weniger als ein Jahr über den Führerschein für Fahrzeuge bis neun Tonnen verfügen.

Verhaltenstipps für Touristen

Wer mit einem Mietwagen in „Down Under“ unterwegs ist, sollte Road Trains nur überholen, wenn die Verkehrslage es zulässt. Grundsätzlich muss man sicherstellen, dass niemand beim Überholen behindert oder gefährdet wird. Konkret bedeutet das: Will ein Pkw-Fahrer, der mit 100 km/h unterwegs ist, beispielsweise einen Road Train hinter sich lassen, der 70 km/h schnell ist, benötigt der Autofahrer für den Überholvorgang etwa 350 Meter. Da Fahrer stets mit Gegenverkehr rechnen müssen, gehen sie am besten sicher, die doppelte Strecke, also 700 Meter, einsehen zu können. Beim Überholen müssen Autofahrer auf einen ausreichenden Sicherheitsabstand achten. Bei Windstößen: das Lenkrad gut festhalten.

Gigantische Unterschiede zu Deutschland

Im Vergleich zu australischen Road Trains ziehen deutsche Lkw den Kürzeren. In der Bundesrepublik sind Lang-Lkw maximal 25,25 Meter lang und bis zu 40 Tonnen (44 Tonnen im Kombinierten Verkehr) schwer. Die Fahrer der Lang-Lkw müssen mindestens fünf Jahre ununterbrochen die Fahrerlaubnis der Klasse CE besitzen und mindestens fünf Jahre Berufserfahrung im Straßengüter- bzw. Werkverkehr haben. Sie unterfallen einer Ausnahme-Verordnung. Normale Lkw dürfen nur bis zu 18,75 m lang sein. Handelt es sich nicht um Lang-Lkw, sondern andere längere Lkw, gelten sie als Sondertransportfahrzeuge, die einer Ausnahmegenehmigung bedürfen und nur für den Transport unteilbarer Ladung mit einer zusätzlichen Transporterlaubnis eingesetzt werden dürfen. Außerdem wären die XXL-Trucks aus „Down Under“ für hiesige Straßen weniger geeignet. Die Verkehrsdichte in der Bundesrepublik ist vielerorts höher und das Land etwa 22 Mal kleiner. In Australien ist der Güterverkehr jedoch auf die gigantischen Gefährte angewiesen – und ist damit vielen Ländern um Längen voraus.

Bilder: Adobe Stock - fotobeam.de, ClaraNila